FSME (Früh-Sommer-Meningo-Enzephalitis = Früh-Sommer-Hirnhaut-Gehirn-Entzündung)
Man könnte einen Artikel über FSME so beginnen:
• Das FSME-Virus befällt Gehirn und Hirnhaut
• Die Krankheit ist nicht behandelbar
• Lähmungen und andere Nervenausfälle können die Folge sein
• Die Krankheit kann tödlich verlaufen
• Eine Impfung kann Leben retten
Man könnte einen Artikel über FSME aber auch so beginnen:
• Die Krankheit ist selten
• Eine Ansteckung mit dem FSME-Virus verläuft in aller Regel unbemerkt oder mit leichten grippeähnlichen Symptomen (etwa 90%, die zu erwartende Dunkelziffer lässt sogar einen höheren Prozentsatz vermuten)
• Selbst schwer verlaufende Fälle heilen in den allermeisten Fällen folgenlos aus (dies nützt denjenigen nichts, die mit Folgen zu kämpfen haben, weist aber darauf hin, wie tendenziös die Information in diesem Fall ist, denn ich glaube diese Tatsache ist eher überraschend für die meisten Leser)
• Jugendliche und noch vielmehr Kinder behalten so gut wie keine Restschäden nach Erkrankung
• Die Mortalität (Sterberate) der FSME ist verschwindend gering und findet in einschlägigen Fachartikeln kaum Erwähnung
• Von den etwa 10% Betroffenen, deren FSME-Erkrankung bemerkt wurde, erleben wiederum etwa 10% einen zweiten Schub mit Beteiligung des Nervensystems (insgesamt also etwa 1% aller Infizierten!)
• Für Risikogebiete steht ein Impfstoff zur Verfügung
Bewusste Angstmache?
Einschlägige Medien, Impfhersteller und alle die am Geschäft mit der Angst ihr Geld verdienen, werden nach der ersten Variante „aufklären“. Dabei werden gern ganze Landstriche pauschal zu Risikogebieten erklärt und düstere Verläufe von Hirnhautentzündungen geschildert. Bilder von glücklichen Familien werden gezeigt, über denen das Damoklesschwert der Vernichtung schwebt, wenn sie sich auf ihre Schwarzwald-Wanderung nicht richtig vorbereiten.
Diese Vorgehensweise zeigt die Misere der „schlechten Nachricht“ in Deutschland und anderswo. FSME-Impfstoffe sind ständig ausverkauft, obwohl sie nur sehr begrenzt notwendig wären. Dabei ist ein Junior-Impfstoff besonders zu hinterfragen. Bei Kindern verlaufen selbst heftige Hirn- und Hirnhautreizungen, die durch das FSME-Virus ausgelöst wurden, folgenlos. Ganz davon abgesehen, ist die aktive Impfung im Falle der FSME offenbar nicht ohne Begleiterscheinung. Die FSME-Impfung ist eine Impfung mit einer der höchsten Melderate an negativen Impfreaktionen.
Dazu noch zwei abschließende Bemerkung:
• Im Falle der weit häufigeren Borreliose ist kein Impfschutz möglich, wohl aber im Falle der FSME.
• Im Gegensatz zur FSME-Erkrankung ist die Borreliose antibiotisch behandelbar.
Irrtum erwünscht?
Die Vermischung dieser beiden wichtigen Tatsachen, bis hin zur weit verbreiteten Verwechslung, führt zu falsch hohen Umsätzen in beiden Richtungen: Zu viele Antibiotika aus Sorge vor FSME und zu viele Impfungen aus Sorge vor Borreliose. Wobei der zuletzt genannte Irrtum wohl deutlich verbreiteter ist.
Der andere Hausarzt hat das Gefühl, dass das fehlgeleitete Verständnis durchaus Methode hat. Diese Vermutung, die sich im täglichen Leben eines Hausarztes vielfach bestätigt, war eines der Motive für diese Miniserie über Zecken, Borreliose, FSME und Co.
Einer der Kommentare zu dieser Serie lautete sinngemäß: “Ich bin dankbar dafür, dass uns die Pharmaindustrie so gründlich informiert.”
Der andere Hausarzt wäre dankbar, wenn Informationen zu medizinischen Themen im Allgemeinen, die der Pharmaindustrie im Besonderen, nach dieser kleinen Serie kritischer betrachtet würden.