Herr, da war die Not wohl wieder groß: nachrichtenarme Zeit, Sommerloch, der arme Redakteur verdonnert, wörtlich: „Irgend eine Geschichte zu machen. Irgendwas mit Ärzten.” Und, jawoll, Ärzte machen Fehler. Wenn diese beiden Dinge nun zufällig zusammentreffen, wird es gefährlich, denn die sinntragenden Bestandteile „Arzt” und „Fehler” lösen leicht spezifische Schlüsselreize aus.
Und so stand es dann auch geschrieben: Behandlungsfehler bei jedem Dritten Praxis-Arzt: eine Studie fordert mehr Qualitätsmanagement.
Schade, denn das war schlicht ausgedacht, denn wir fordern nicht. Schade, Chance vertan, denn eigentlich ist die Geschichte richtig spannend. Denn Ärzte sind es, die begonnen haben, eine fruchtbare Fehlerkultur zu entwickeln. Ärzte sind es, die sich um Qualitätsmanagement bemühen. Ärzte sind es, die damit einen Zuwachs an Patientensicherheit erreichen. Und damit kein Journalist vor solch Auffälligkeiten erschrecken muss, gibt es dafür eine repräsentative Studie, mit solider Methodik und differenzierten Aussagen und Erkenntnissen, auf die er sich beziehen kann.
Liebe Journalisten, Sie lernen, dass „Hund beißt Mann” keine interessante Geschichte ist, wohl aber „Mann beißt Hund”. Und trotzdem musste hier nochmal das Klischee ´ran und es ward getitelt: „Arzt macht Fehler”. Dabei steckt hier doch solch eine Mann-beißt-Hund-Geschichte: Ein Berufsstand modernisiert sich. Fragen Sie zum Vergleich doch mal nach Fehlerkultur und Qualitätsmanagement bei, sagen wir, Verwaltungsbeamten, Lehrern, Journalisten.