Ich gammele vor mich hin
Nachdem ich gestern im Regen nach Hause getappert bin, beladen mit Cola, Schokolade und einem Grinsen auf dem Gesicht, weil ich das unglaubliche Glück hatte, mieses Wetter wie auf Bestellung zu haben, habe ich den Tag einfach mit absolutem, vollkommenem NICHTSTUN verbracht
(Zur Erläuterung für alle Kopfschüttelnden nun unter euch: Wann kann man besser auf der Couch, den Mund voller Pringles, die Finger schokoverschmiert ein gutes Buch lesen und sich sogar noch dabei seine Lieblindsdecke um die Füße wickeln, als an einem Regentag, an dem man nicht das Gefühl haben muss, gerade einen Tag in der Sonne zu verpassen??)
Nicht einmal das Juliane schon wieder mit dem Lernen beginnt konnte mich davon abhalten einfach mal 5 gerade sein zu lassen. Das kleine Stimmchen im Hinterkopf wurde erfolgreich niedergetrampelt. Ich schwelge von einem Buch zum anderen, surfe ziellos durch’s Internet, schaue mir hier einen sinnlosen Film, dort eine Folge meiner Serien an… das Leben ist wunderbar zur Zeit! Und als kleinen Bonus, brauche ich die letzten Tage ungewöhnlich wenig Schlaf… ich habe bis halb drei gelesen und dann aus Vernunftsgründen das Licht ausgemacht… nur um heute Morgen um 8 schon wieder die Nase in mein Buch zu stecken.
Heute ist der erste Tag an dem ich nicht das dringende Gefühl habe unbedingt jede Stunde genießen zu müssen, weil es ja bald schon wieder vorbei ist. Das kann nämlich auch ganz schön nervend sein. Unter dem eigenen Druck zu stehen zu entspannen. Heute ist das schon deutlich entspannter. langsam bekomme ich sogar schon wieder etwas Lust in meinen Biochemie-Büchern zu schmökern Aber das ganz ohne schlechtes Gewissen, einfach weil mir das Lernen Spaß machen würde, das weiß ich. So war es ganz am Anfang noch. Da habe ich die Stunden in der Bibliothek und über den Büchern gern verbracht. Fast freue ich mich schon wieder darauf, wenn es abends früh dunkel wird, man dick eingemummelt ist in warme Fleece-Pullover und der Kakao vor einem dampft… Ich weiß, ich spinne Macht nix! Das geht auch vorbei *hihi*
Es ist einfach schön mal wieder in den Tag zu leben, ganz spontan einfach das tun zu dürfen, worauf man Lust hat. ohne Rechtfertigungen, ohne Gewissensbisse. Meine Lernbücher habe ich alle im Schrank verstaut, so dass cih sie nur dann sehen muss, wenn ich Lust dazu habe. Vielleicht ist es noch zu früh schon wieder über Entscheidungen nachzudenken, aber als mich Anke Sonntag Nacht im Halbschlaf gefragt hat, wie es mit dem Studium so ist, wie es weitergeht… da bin ich innerlich erschrocken. Darüber wie weit ich dieses Thema gerade von mir weggeschoben habe. Wie sehr mich diese Frage selbst belastet, sodass ich nicht mal darüber nachdenken will.
Möchte ich weitermachen?
Möchte ich das nächste Jahr so verbringen wie das letzte?
Macht mich das noch glücklich? Hat es das überhaupt mal?
Ich glaube schon. Je mehr ich abschalte und entspanne, desto neutraler schaffe ich es darüber nachzudenken. Ohne den Druck der Prüfungen im Nacken, kann ich endlich mal realistisch darüber nachdenken. Vielleicht bräuchte ich das auch gar nicht, denn während ich versuche eine Entscheidung mit dem Kopf zu fällen, hat mein Bauch sie vielleicht schon lange getroffen. Wozu sonst versuche ich mich schon darauf einzustellen, langsam, ganz langsam die Bücher wieder hervorzuholen. Warum sonst ist der September schon komplett mit einem Lernplan überzogen, aber mit ausgewogenen Pausen dazwischen? Wieso ertappe ich mich dabei, wenn ich unbewusst immer wieder überlege, was ich nächstes Semester anders mache, den Sport mehr einbeziehen will, ausgeglichener sein will. Vielleicht reifen manche Entscheidungen von ganz alleine, ohne einen festen Zeitpunkt eines Entschlusses. Vielleicht weiß ich tief in mir, dass ich glücklich bin in der Lage in der ich feststecke Und weiß eben, dass das nicht bedeutet, dass es einem die Tage erleichtert. Manchmal sind wir vielleicht alle mal masochistisch veranlagt. Das hier wäre dann wohl mein „manchmal“