Als ich noch ein kleiner Steppke war (wieso „war“?), hatte ich ein recht romantisches Verhältnis zu dem, was ich mir unter „Wissenschaft“ vorstellte. Da bin ich noch alle Nase lang in die Bibliothek gegangen und habe mir haufenweise Bücher zu ägyptologischen, archäologischen, physikalischen und medizinischen Themen ausgeliehen, um dann von einer Zukunft zu träumen, die […]
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Bis dass der Tod uns scheidet.
Heute war es soweit. Herr G. ist unerwartet verstorben. Im Spital. Er war noch nicht alt, alt bezeichne ich PatientInnen mittlerweile frühestens ab dem 75. Lebensjahr. Viele Monate seines Lebens hat er im Spital verbracht. Auf der Kardiologie, auf der Nephrologie, auf der Internen… und letztendlich hat ihn eine Darmerkrankung zu uns auf die Chirurgie geführt. Geplant war, mit dem Wissen ob seiner Grunderkrankungen, ein viel kürzerer Spitalaufenthalt. Die – im Vergleich zu anderen Eingriffen – kurze Operation verlief nach Plan, ohne gröbere Schwierigkeiten. Kurz darauf der Platzbauch. Die Anastomoseninsuffizienz. Die Wundheilungsstörung. Nierenfunktionsverschlechterung, kardiale Dekompensation, obere GI-Blutung, untere GI-Blutung,… eine unglaubliche Wundertüte, dieser Mensch. Reoperationen, Endoskopien, ZVK rein, ZVK raus, Intensivstation, Normalstation, Kostaufbau, dann Gastroparase, Magensondeneinlage, und das Spiel ging wieder von vorne los. Oft fanden Gespräche mit ihm und seiner Frau statt, in denen wir unter anderem den Reanimationsstatus besprachen. Die Nerven lagen zeitweise blank – beim Patienten, seiner Frau, und auch bei uns. Doch immer wieder haben sich alle aufgerafft, nach vorne geblickt, die Situation aufs Neue angegangen. Mut zugesprochen, unterstützt, psychologische Hilfe angeboten. Einmal war sein Gesundheitszustand so gut und stabil, dass er einige Tage in eine Rehabilitationsklinik konnte. Und wurde uns kurz darauf wieder zurückgeschickt. Zu krank, zu kompliziert. Tja, und heute ging alles Schlag auf Schlag. Um 9 Uhr auf der Morgenvisite noch wach, fit (soweit man das in dem Zustand so nennen kann), und erstaunlich guter Dinge. Ich hätte nach so einem ewigen Spitalaufenthalt die Nerven schon 100x weggeschmissen. Dann rapide Allgemeinzustandsverschlechterung, Blutdruck im Keller, aus, basta. Sofort kam schlechtes Gewissen in mir auf; nicht, weil wir ihn nicht “retten” oder “heilen” konnten. Sondern weil ich erleichtert war, dass es vorüber ist.
4 Tage, 3 Bücher, 2 Besuche später…
…tauche ich wieder auf dem Blog auf!
Nachdem ich meine Eltern und eine Freundin in Wiesbaden besucht habe, bin ich nun wieder zu Hause angekommen und damit auch im Reich des Internets. So ein paar Tage unterwegs zu sein hat mir in dieser Zeit der totalen Terminebbe sehr gut getan und auch wenn ihr mich jetzt […]
Guten Appetit!
Schwer kranke PatientInnen sind oft schlecht ernährt und weisen einen Haufen von Mangelernährungen vor – zu wenig Kalorien, zu wenig Proteine, zu wenig Vitamine. Das braucht der Körper um zu funktionieren und gesund zu werden. Ein Proteinmangel wirkt sich unter anderem schlecht auf die Wundheilung aus. Deswegen gibt es in Spitälerin auch ErnährungsmedizinerInnen, welche die PatientInnen beraten und Zusatznahrung – wie zum Beispiel irgendwelche Proteindrinks oder hochkalorische Getränke in allerlei Geschmacksvariationen – empfehlen. Diese Drinks schmecken jetzt nicht umwerfend, aber auch nicht total eklig, habe schon einige Produkte kosten dürfen. Es gibt besseres, aber tja, das Leben bzw. ein Krankenhausaufenthalt ist halt leider auch kein Ponyhof.
Vor kurzem habe ich die von der Ernährungsmedizinerin geschriebenen Verläufe gelesen, nachdem sie ein Gespräch mit einer gemeinsamen Patientin geführt hat. Da geht es zu Beginn mal generell um die Essgewohnheiten; so hielt die Kollegin fest:
“Unkomplizierte Patientin. Isst alles, außer Fische mit Augen!”
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