Ghostwriter im Dienste der Pharmaindustrie

Also gut Leute, ich oute mich mal wieder. Ich bin Schulmediziner, durch und durch. Religion und Glaube mögen im Privatleben ihren Platz haben – ich achte die religiösen Gefühle eines jeden Menschen – aber in der Medizin zählt für mich allein das, was wissenschaftlich bewiesen oder zumindest beweisbar ist.
Obskure Wunderheilmethoden kommen mir nur dann in die Tüte, wenn ich sie selbst erpfuscht…. äh, erfunden habe.
Aber wie funktioniert denn nun eigentlich die Wissenschaft?
Es gibt bestimmte, allgemein anerkannte Kriterien, wie eine gute klinische Studie aussehen sollte. Diese Kriterien sind nicht idiotensicher: Man braucht ein gewisses “Auge” und eine gewisse Erfahrung, um eine wissenschaftliche Studie bewerten und den Wert richtig einschätzen zu können.
Wer etwas erforscht hat, will seine Ergebnisse in der Regel veröffentlichen, und zwar idealerweise in einer (zumindest in Insider-Kreisen) möglichst bekannten und prestigeträchtigen Zeitschrift. Nun hat auch der Wissenschaftsbetrieb seine Rituale, eines davon ist der berühmt-berüchtigte: “Peer-Review”: Die eingereichten Manuskripte werden aber vor der Veröffentlichung von mehreren Kollegen gelesen und bewertet.
So ist eine gewisse Kontrolle gewährleistet. Aber diese Kontrolle ist nicht unfehlbar.
Denn auch wissenschaftliche Fachzeitschriften – und die dahinter stehenden Verlage – sind Wirtschaftsunternehmen. Sie leben, wie jede andere Zeitschrift auch vom Geld der Inserenten. Das ist nun leider oft die Pharma-Industrie. Und die wollen ihre neuen Produkte vermarkten.
Die Industrie hat Geld: Sie kaufen nicht nur Anzeigen, sondern ganze Zeitschriften, welche auf den ersten Blick wie seriöse Fachzeitschriften wirken, in Wirklichkeit aber verkappte Werbepostillen sind.
Und die PR-Abteilungen jener Konzerne schreiben Artikel, welche auf den ersten Blick recht wissenschaftlich daherkommen, aber in Wirklichkeit ebenfalls nichts anderes sind als etwas kompliziert geschriebene Reklametexte. Das wäre ja noch halb so wild. Aber nun jubelt man diese Texte renomierten Wissenschaftlern unter, welche (vermutlich gegen angemessene Bezahlung) diese Machwerke unter ihrem – renomierten – Namen in – renomierten – Fachzeitschriften unterbringen.
Für Otto-Normalleser Medizynicus wirkt das erst einmal sehr wissenschaftlich und glaubwürdig. Aber auch in der Wissenschaft ist eben nicht alles Gold, was glänzt…

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