Die knappen Ressourcen erfordern einen möglichst rationalen, vernünftigen Umgang mit den begrenzten Mitteln. Dieser Grundtatbestand gilt unveränderlich auch im Gesundheitswesen. Voraussetzung für eine rationale Medizin ist Transparenz hinsichtlich der medizinischen und ökonomischen Konsequenzen des Handelns der Akteure.
Das Paradigma der Honorierung muss sich vom kranken zum gesunden Menschen hin wandeln. Die Leistungserbringer sollen insbesondere dann honoriert werden, wenn die Patienten möglichst lange gesund sind.
Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Compliance, das heißt die Therapietreue der Patienten. Voraussetzung für gute Compliance ist, dass Patienten zum einen Wissen über die Konsequenzen der Therapie und zum anderen Vertrauen in den Arzt haben. Dafür müssen Versicherte eine möglichst umfassende Information über den jeweiligen Leistungserbringer erhalten. Diese kann von anderen Versicherten, Krankenkassen, Leistungserbringern oder auch von einer unabhängigen Institution kommen, die eine Bewertung der Leistungserbringer vornimmt. Es ist deshalb zu begrüßen, wenn – wie dies gegenwärtig geschieht – die Krankenkassen über die Befragung ihrer Versicherten versuchen, mehr Transparenz hinsichtlich der Qualität der Versorgung in das System zu bringen.
Sehr sinnvoll ist daher die verstärkte Investition in die Compliance der Versicherten – sei es durch Information, sei es durch Stärkung der Patientenzufriedenheit und des Vertrauens. Denn je rationaler die Akteure im Gesundheitswesen mit den knappen Mitteln umgehen, umso effizienter und effektiver wird das System.
Einen Weg dorthin stellt eine dezentrale indikationsbezogene Komplexpauschale dar. Hierbei wird zwischen einzelnen Kassen und Gruppen von Leistungserbringern eine Komplexpauschale dezentral vereinbart. Ein gutes Beispiel hierfür ist das MS-Projekt in Gießen. Dort wurden pro Patient 13.000 Euro vereinbart, die interne Verteilung wird unter den Akteuren geregelt. Bemerkenswert ist, dass die Patientenzufriedenheit und die Qualität der Versorgung der MS-Patienten höher ist als in vergleichbaren anderen Modellen. In diesem Projekt haben die Akteure einen Anreiz, möglichst sparsam mit den knappen Ressourcen umzugehen. Denn je weniger sie für den MS-Patienten ausgeben, umso höher wird ihr verbleibendes Honorar sein. Alles in allem kann festgehalten werden, dass Therapietreue einen signifikanten Wirtschaftlichkeits- und Qualitätsfaktor in unserem Gesundheitssystem darstellt.