heute war die kinderdok familie in einem dieser zahlreichen indoor-spiel-paradiese. jaa, das wetter war schön, aber die kinder haben uns beim frühstück regelrecht belagert, so dass wir am ende beigegeben haben. und schließlich hatten wir noch keinerlei bespassung an diesem wochenende. der gestrige samstag bestand in shopping am vormittag und babysitter am nachmittag, damit mutter und vater mal in ruhe die baumschule zwecks herbstlicher gartengestaltung besuchen konnten.
tobe-spiel-hölle für kinder, was hätte ich mir das früher selbst gewünscht. und ganz ehrlich: den meisten der eltern hier merkst du genau diese sehnsucht auch an. kein „ich mag jetzt nicht“ oder „später“, wenn einen die kinder zum mitklettern animieren wollen, sondern fröhlich aufgesprungen und auf socken durch das parcours geklettert, gerutscht, gezogen und gedrückt, an jeder ecke dankbar der umpolsterung der streben – denn schließlich ist das klientel grad mal halb so hoch wie die mitkletternden väter. und ja, danke allen betreibern dieser kletter-plätze, dass es keine altersbegrenzung nach oben gibt. beim ersten besuch hatte ich mir vor zeiten schon mal die entsprechende erklärung zurechtgelegt: „ich kann doch meinen sohn nicht alleine da hoch … der hat höhenangst, ernsthaft.“ aber so what, keiner fragt hier nach.
und inzwischen sind kinderdoks nachwüchse auch schon komplett gross genug, alleine durch das parcours zu flitzen, da setze ich mich mal nur aus reinem vergnügen auf den autoscooter oder versuche verzweifelt, die rutschende pyramide zu erklimmen, um ungelenk nach zwei versuchen abzustürzen, während rechts und links von mir die kiddies nur so vorbeimessnern. beeindruckend. da fragt man sich, ob die verdrängung der luft, die zum betrieb dieser blasebalgkletteranlagen vonnöten ist, in gegensätzlichem verhältnis zum gewicht des ersteigers ist. vermutlich. aber gut: meine sind gross genug, da darf ich mir tatsächlich eine halbe stunde spannende thrillerlektüre gönnen. käffche dazu, das kreischen der kinder verwabert im hintergrund, ich verlasse mich auf mein selektives hörvermögen, ein „pappa, hilfe!“ in der tonlage meiner kinder herauszufiltern, respektive meine frau.
aber ich wäre nicht kinderdok, wenn auch hier der beruf und der wachsame kinderarztblick nicht mitschwänge. wie bei anderen spielplätzen oder kinderansammlungen auch verlässt meine aufmerksamkeit nach wenigen seiten des massenmörder meines krimis und schweift über das publikum, welches so wie ich dem sonntagnachmittag frönt. los, kinderdok, schalt mal ab, gönn dir was gutes. „ach hallo, frau xyz, sie auch hier?“ – „oh, der herr kinderdok geht auch ins hupf-und-kletter-die-katz!“ ja, wieso auch nicht? besser, als wenn die kinder vor der glotze hocken, wie bei ihnen frau xyz, wie sie mir letztens bei der u9 ausführlich naiv erzählt haben. aber schlechtes gewissen, geh schleich dich, die sonne draussen sorgt schon genug dafür…. komm schalt ab, kinderdok.
und dann das baby, da. mensch, die mutter ist doch schon seit ewigkeiten fertig mit stillen, da schleift sie´s tatsächlich noch mit zum autoscooter und zum bälle-bad ihres dreijährigen erstlings. und das arme grade abgefüllte holpert die strecke halb hängend auf der schulter dahin. örks, da kommt schon der schwall muttermilch. na prima. und klar – das hätte ich jetzt auch an babys stelle gemacht – beginnt das gegreine und geweine. auf dass sich mama zurück an den tisch begebe, stets bemüht in fröhlicher cocktail-shaker-manier das baby erneut zu beruhigen. setzt sich zu ihrer freundin, und ich würde zwanzig euro dafür geben, jetzt von lippen zu lesen. „keine ahnung, was die kleine schon wieder hat.“ – die will ihre ruhe, so frisch gestillt. los, leg sie jetzt endlich in den kinderwa … komm schalt ab, kinderdok.
und die roten köpfe. heidiedei. hydranten, wo du nur hinschaust. meist die leichten überdicken. denen das sporteln hier zwar auch besser tut als das ps2-spiel daheim. denen aber das t-shirt am leibe klebt und die haarsträhnen in den augen. und der kopf hochrot erhitzt nach flüssigkeit schreit. „maaavin, ei tring doch ma von deine gola!“ macht marwvin dann auch. rattert bei mir gleich wieder der zuckeranteil in dieser cola vor dem geistigen auge vorbei und was das wohl für marvins insulinspiegel und damit stoffwechsel und das übergewicht und die anaerobe belastung und … komm schalt ab, kinderdok.
und während kommissar wallander dem mörder langsam näher kommt, humpelt ein pinkfarbenes lockenköpfchen an mir vorbei, tränenüberströmte wangen – oh bitte, lass frau xyz nicht erwähnen, dass ich doch kinderdok sei und mal nach diesem verknacksten fuss … dann die eigenen kinder, die nach nachwurf für die autoscooter betteln – „ja, ok, aber nur wenn ich mal mitfahren darf!“ und lasse die pinkfarbene osg-distorsion weit hinter mir, jetzt muss ich ja autoscootern. und so schalt ich mal ab und drück das gaspedal des polizeimotorrads bis zum bodenblech, auf das klein kinderdok das jauchzen kriegt.
und später, wenn ich mit der besten frau auf erden all diese gedanken durchdenke und all das revue passieren lässt und sich am ende sprunggelenke mit hydranten und ystader polizisten mit autoscootern mischen, dann runzelt sie die stirne, oder bin ich es selbst in mir, und murmelt mir zu: nicht alles dreht sich hier um dich, und dies hier ist ein freizeitpark und eben auch ein solches vergnügen. das du dir gönnen solltest.
mach ich dann auch.