Strikte Bettruhe im Mehrfamilienhaus

Nach einem erfolgreichen, aber langen Arbeitstag fand ich heute, daheim angekommen, einen (anonymen) Brief meines Lieblings-Nachbarn in meinem Briefkasten. In seiner üblichen „freundlichen“ Art und Weise erlaubte er sich, mich auf unsere Hausordnung hinzuweisen, die besagt, dass von 22 bis 7 Uhr Ruhezeiten mit Zimmerlautstärke einzuhalten seien. Ich würde mit meinem „Geklappere“ empfindlich seinen Schlaf stören, wenn ich um halb fünf aufstehe, um frühzeitig in der Redaktion zu sein. Hier ist auch interessant zu erwähnen, dass es sich bei dem freundlichen Nachbarn um einen Rentner handelt, der nach meinem Verlassen des Hauses in Ruhe noch drei, vier, zehn Stunden weiterschlafen kann.

Ich rätsele nun seit einer Stunde: Bedeutet „Zimmerlautstärke“ etwa seit Neuestem, dass „strikte Bettruhe“ einzuhalten ist?

Wie schlimm muss es erst für ärztlich tätige Mediziner sein, die ja doch zum Teil mit kuriosen Arbeitszeiten zu kämpfen haben. Wer nach Mitternacht Feierabend macht, darf seine Wohnung nicht mehr betreten – und wenn doch, dann bitte auf Socken?

Morgens um fünf Uhr duschen, um rechtzeitig seinen Dienst antreten zu können? Is nich! Gut, die Patienten werden den Nachtschweiß-Geruch schon aushalten, hoffentlich.

Aber mit leerem Magen seinen Arbeitstag beginnen ist auch nichts Wahres. Der Kaffee sollte am besten schon am Vorabend (aber bloß vor 22 Uhr) gekocht werden, schließlich macht so eine Kaffeemaschine einen Höllenlärm. Unbedingt vermeiden sollte man morgens auch, zu viel in der Wohnung herumzulaufen; das lässt sich einfach vermeiden, indem man seine notwendigen Unterlagen, den frisch gewaschene Arztkittel und alles was für die Arbeit  sonst noch notwendig ist, bereits am Vorabend (und auch wieder vor 22 Uhr) zurechtlegt.

Ach, und morgens gar die Nachrichten im Radio hören, wohlmöglich auch noch ein wenig Musik? Dann wäre ein Protestmarsch oder eine Klage der genervten Nachbarn schon sicher.

Mein Fazit aus meinem unschönen Feierabend-Erlebnis, das mir fast (!) den Abend versaut hätte: Am besten lässt man sich per Vibrationsalarm wecken, schlüpft schleunigst im Morgenmantel und in Pantoffeln das Treppenhaus hinab, verlässt das Haus auf dem allerschnellsten Wege und zieht sich dann im Auto um. Waschen kann man sich ja immer noch im Krankenhaus, und vielleicht hat einer der Patienten ja ein halbes angebissenes Brötchen übrig gelassen. Zum Glück steht im Pflegerzimmer in der Regel eine große Kanne Kaffee.

Eine gesegnete Nachtruhe wünscht 
die irgendwie schon extrem genervte
Melanie

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *