Anorexia Nervosa

Typischerweise wird das niedrige Gewicht bei der Anorexia Nervosa hauptsächlich durch Hungern und Nahrungsverweigerung herbeigeführt und aufrecherhalten.Die meisten Patientinnen erleben quälende Hungergefühle,leugnen diese aber.Da Hungern und Nahrungsverweigerung nicht leicht ausgehalten werden können,kommt es bei einem Teil der Betroffenen insbesondere bei längerer Krankheitsdauer zu Heißhungeranfällen.

Man spricht hier von Anorexie mit bulimischen Zügen.Psychopathologisch imponiert bei der Anorexia Nervosa extreme Angst vor einer Gewichtszunahme und eine daraus resultierende Zentrierung auf das Körpergewicht,das in den Mittelpunkt des gesamten Fühlens,Denkens und Handelns rückt.

Hiermit in Zusammenhang findet sich eine hartnäckige Verkennung der eigenen übermäßigen Schlankheit oder sogar eine Kachexie in Form einer Körperschemastörung:Die eigene Körperform oder Teile des Körpers werden als zu dick wahrgenommen und manchmal geradezu massiv überschätzt.Es besteht meist wenig Krankheitseinsicht in die anorektische Störung,und die durch sie bedingten Gefahren werden geleugnet.

Anorektische Mädchen und Frauen werden meist als ehemalige Musterkinder beschrieben,die alles konnten und perfekt machten.Damit erfüllten sie zumeist exakt die Erwartungen der leistungsorientierten Mittelschicht,der sie entstammen.

Ein Modell versteht die Anorexie als einen Kampf um intrapsychische und interpersonale Selbstbehauptung.In der anorektischen Symptomatik verdeutlicht sich das Streben nach Identität,nach Kontrolle des eigenen Lebens.

Die in der Kindheit oft Überangepassten sind von einem Gefühl der Ohnmacht gegenüber dem eigenen Leben beherrscht.In der Kontrolle des eigenen Körpers und der Überwindung des Hungergefühls erlebt sich die anorektische Patientin stattdessen als eigenständige Person.

Diese Einengung des Gefühls der Kontrolle und Selbstbestimmung erklärt die ungeheure Bedeutung des Körpergewichts.Nicht selten findet man bei anorektischen Patientinnen ausgeprägte Zwangssymptome und depressive Symptome.Diese können durch den Zustand des Hungerns bewirkt sein und bessern sich häufig bei Gewichtszunahme.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *