Bachelor und Uni-Frust?

Immer mehr Studenten leiden unter Uni-Frust, schreibt n-tv auf seiner online-Seite. Der Bedarf an psychologischen Beratungen sei stark gestiegen. Das gehe aus aktuellen Daten des Deutschen Studentenwerks (DSW) hervor. Ein Grund dafür sei die Bologna-Reform. “Der Bachelor ist Stress”, wird DSW-Sprecher Stefan Grob auf dem Nachrichtenportal zitiert.
Ein Grund mehr, in der Medizin nicht einfach nur, weil es die Entwicklung will, nachzuziehen! 

In Deutschland wehren sich viele Universitäten gegen die Einführung des Bachelor- und Master-Studiums in der Humanmedizin und es haben auch schon einige Veranstaltungen zu diesem Thema stattgefunden, um sich damit auseinanderzusetzen. Die Schweiz macht es ja vor – es funktioniert also. Und Mannheim und Göttingen haben ihr Studium auch schon modular aufgebaut. Vermutlich haben auch andere Unis schon Pläne in der Schublade.

Doch es war auch schon in den Medien zu lesen, dass weniger Studenten als früher Auslandsaufenthalte durchführen aufgrund der zeitlichen Straffheit der Studiengänge. Dabei war doch das ein Ziel der Bologna-Reform – die Mobilität zu fördern! Und es ist bei n-tv zu lesen, dass es für einige Studenten auch finanzielle Probleme gibt. Denn das enge Zeitkorsett lässt kaum Nebenjobs zu.

Die bvmd fordert Pilotprojekte für die Medizin mit nachfolgender Evaluation, bevor die Vorgaben bundesweit umgesetzt werden. Das halte ich für sinnvoll. Denn es geht ja nicht nur um die fachliche Vermittlung von Inhalten im Medizinstudium, sondern es sollen am Ende des Studiums Absolventen hervorgehen, die ihren Beruf gerne ausüben und selbst seelisch gesund und stabil sind. Mediziner haben nun mal keinen Beruf, in dem sie sich an schlechten Tagen hinter dem PC verkrümeln und wütend in die Tasten hauen können. Sie haben in der Regel den ganzen Tag mit Menschen zu tun, die etwas von ihm möchten und denen sie genüber doch eine andere Verantwortung haben als gegenüber Kunden in anderen Branchen.

Daher halte ich nichts davon, das Studium womöglich mit noch mehr Stressfaktoren zu belasten als nötig. Bologna kann vielleicht eine Chance sein – auch die bvmd sieht positive Seiten in ihrem Positionspapier. Doch viel wird daran liegen, wie die Reform umgesetzt wird, wenn sie denn kommt. In unserer Umfrage sind die meisten Medizinstudenten gegen die Umstellung – wohl auch, weil sich keiner vorstellen kann, was ein “Schmalspurmediziner” mit Bachelorabschluss tun kann. Wir werden das Ergebnis der Umfrage und einige Kommentare bald veröffentlichen. Ihr erfahrt dann hier mehr.
Unten findet ihr ein Interview, das etwas mehr Licht in den Bachelor-Dschungel bringt.
(Uli)

Links mit weiteren Infos:

Interview mit einem studentischen Gutachter, der selbst Medizin studiert

Bologna in der Medizin? Kaum vorstellbar
– Artikel bei Via medici online mit weiteren Infos

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