Im Namen der Tiere

Die ZEBET wird 20 Jahre alt

Aktiver Tierschutz, das bedeutet unter anderem: Tierheime unterstützen, keine Hamburger mehr essen und Bio-Eier kaufen. Greenpeace bremst Walschlachter und Robbenmörder aus. Weniger medienwirksam arbeitet eine staatliche Zentralstelle namens ZEBET, die ihr 20-jähriges Bestehen feiert. Ganz unspektakulär hat sie wohl unzählige Tierversuche eingespart.

Mit sperrigem Namen in guter Mission: Die Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (ZEBET) wird 20 Jahre alt. Noch bevor der Tierschutz im Grundgesetz verankert wurde (2002), wurde die ZEBET 1989 von der Bundesregierung gegründet und gehört nun dem Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin an. Ihre Aufgabe ist der Schutz von Versuchstieren im gesetzlichen Rahmen. So fördert die ZEBET Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch. Statt Versuchstierkäfige zu öffnen und Tiere zu befreien, stehen Beratungsgespräche, Konferenzen und Büroarbeit im Vordergrund, ein stiller Tierschutz.

Tierversuche vermeiden ist ein zeitloses Anliegen, das meist nur von wenigen Tierfreunden vorgetragen wird. Sicherlich möchte niemand Tiere quälen und ist wahlweise erschüttert, erbost oder resigniert, wenn er die typischen Bilder von gequälten Versuchstieren sieht.  Doch die Forschung kann, so scheint es, offenbar nicht ohne Versuchstiere auskommen. Ein „typisches“ Forschungslabor besteht zum einen aus Laboren und Seminarräumen, zum anderen aus dem obligatorischen fensterlosen Tierstall. Hierin leben (und sterben) oft mehrere Hundert bis Tausend Mäuse oder Ratten unter standardisierten Bedingungen.

Schwierig ist die Beurteilung, ob in welcher Form Tierversuche ethisch vertretbar sind. Als Faustformel gilt gemeinhin: Menschenwohl geht vor Tierleben. Natürlich werden bereitwillig Mäuse gequält, wenn Krankheiten erforscht werden, die als unheilbar gelten, und einen frühen und qualvollen Tod garantieren. Dagegen gelten Tierversuche für die „dekorative“ Kosmetik eindeutig als pfui; ihnen wurde mit der EU-Kosmetikverordnung größtenteils ein Riegel vorgeschoben. Dazwischen liegt die Grauzone und jede Menge Diskussionspotenzial.

ZEBET verfolgt das Ziel, die Zahl an Tierversuchen zu vermindern. Dazu ist sie zum einen daran beteiligt, Gesetze und EU-Richtlinien auszuarbeiten. Die Zentralstelle berät unter anderem Forschungsinstitute und Ministerien, wie sich Tierversuche ersetzen lassen. Eine Hilfe stellen  die Datenbanken AnimAlt-ZEBET und go3r dar, welche Wissenschaftler für die Recherche nach Alternativmethoden nutzen können.
Auch prüft die ZEBET alternative Testmethoden zum Tierversuch in eigenen Laboren und fördert Forschungsvorhaben in dieser Richtung mit einem jährlichen Budget von insgesamt 400.000 Euro. Als Ziel gilt: Replace, Refine,  Reduce – Ersetzen, Weiterentwickeln, Verringern.

Mit der Europäischen Chemikalienverordnung REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) sind Tierversuche mehr denn je zu einem Thema geworden. Die Verordnung besagt, dass rund 30.000 bereits verwendeter Chemikalien nachträglich auf eine mögliche Gesundheitsgefährdung geprüft werden müssen. Um den damit verbundenen „Verbrauch“ an Versuchstieren einzuschränken, sind Alternativmethoden gefragt. Diese werden gewöhnlich erst nach in einer jahrelangen Prozedur von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) empfohlen, bevor sie sich weltweit durchsetzen. Im Fall von REACH wurde das Anerkennungsverfahren auf fünf Monate verkürzt – ein bürokratischer Erfolg.

Welche Alternativmethoden gibt es bereits? Seit langem werden zum einen bebrütete Hühnerembryos oder Zellkulturen zur Testung von Substanzen verwendet. Nachteilig ist, dass die verwendeten Methoden teilweise nicht spezifisch genug sind. Um beispielsweise das hornhautschädigende Potenzial von Chemikalien zu testen, mussten daher nach wie vor Versuchskaninchen herhalten (Draize-Augentest). Biophysikern der Universität Bern gelang es jedoch, eine Art künstliche Hornhaut herzustellen. Es handelt sich dabei um ein dreidimensionales Gebilde, das aus verschiedenen lebenden Zellen der Hornhaut aufgebaut ist, so aus Kornea-Epithel, Endothel und einer Kollagenmatrix mit eingelagerten Keratozyten.

Modelle menschlicher Haut werden bereits eingesetzt, um Kosmetika auf hautreizende Eigenschaften hin zu testen. Sie ersetzen damit ebenfalls Versuche an Kaninchen. Embryonale Stammzellen lassen sich verwenden, um embyroschädigendes Potenzial von Substanzen zu erkennen. Die biologische Methodik basiert teilweise auf der Anwendung von Genchips, welche mittlerweise in großem Maßstab und entsprechend günstig produziert werden. Mit einem solchen Chip lässt sich erkennen, welche Gene als Reaktion auf Schadstoffe in Körperzellen ein- oder ausgeschaltet werden. Verschiedene Zellarten und Gewebetypen lassen sich auf diese Weise testen, indem auf einem Genchip speziell das Erbgut einer bestimmten Gewebeart untersucht wird.
Zum Aufspüren von Schadstoffen sind physikalisch-chemische Methoden einsetzbar, vor allem die moderne Massenspektrometrie (MS) und Flüssigkeitschromatografie (LC). Neben einer Vielzahl weiterer Methoden helfen auch Computermodelle und –simulationen, um Tierversuche einzusparen –als Forschung im Namen der Tiere.

Weiter Informationen:

www.bfr.bund.de

www.bfr.bund.de/cm/228/suchtipps_zu_alternativmethoden_zu_tierversuchen.pdf

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