momentan gibt es doch drei probleme:
zum einen gibt es den impfstoff pandemrix (gsk), welcher das berüchtigte adjuvans (verstärkerstoff) enthält, damit mit weniger virusspaltmaterial mehr impfstoffe produziert werden können. zum anderen gibt es den impfstoff celvapan (baxter), welcher nun für die bundeswehr und bundesbeamte geordet wurde (wie man hört, weil es keinen anderen mehr gab, bzw. weil es schon lange einen vertrag mit baxter gab). dieser enthält eine ganzvirusvakzine ohne adjuvans, welche per se (da komplettes virus) mehr nebenwirkungen hat. übrigens eigentlich ein archaischer impfstoff, moderne impfstoffe sind allesamt spaltvirus-impfstoffe.
also erstens abwägung zwischen nebenwirkung durch adjuvans und nebenwirkung durch ganzvirus. welcher impfstoff am ende mehr probleme macht, wird sich erst nach anlaufender impfkampagne zeigen.
zweitens – viel bedenklicher aus kinderärztlicher sicht: weder pandemrix noch celvapan sind in allen altersgruppen getestet worden – genauer gibt es für pandemrix keine daten für unter 3jährige und für celvapan überhaupt keine daten für kinder (und übrigens auch schwangere).
und drittens – auch problematisch: der für die „landbevölkerung“ angekaufte impfstoff pandemrix wird nur in so genannten 10er-gebinden auf den markt gebracht, d.h. du musst erst einmal zehn impflinge zusammenbestellen, um den impfstoff in reihe zu verimpfen. wie soll das logistisch problemlos klappen? zumal kinder unter zehn jahren nur die halben impfstoffmenge bekommen sollen – also zwanzig kinder…
interessant auch, dass es jetzt großartig angelegte impfkampagnen pro und contra des schweinegrippeimpfens gibt (ja, ich mache mit vs. nein, ich nicht) – und sich dort aber in der regel menschen äußern, die in der ersten phase des impfprogrammes gar nicht geimpft werden, dies sind nämlich menschen in gesundheitsberufen, menschen mit gesundheitsproblemen und menschen, die schwanger sind.
die bundeswehr fällt also gar nicht in diese drei gruppen und auch nicht frau bundeskanzler (außer sie hätte ein bisher unbekanntes asthma).
bedeutet für uns kinder- und jugendärzte, dass wir guten gewissens erst die stiko-empfehlung nur für die über 3jährige umsetzen können, die eine entsprechende indikation haben, da es nur hier ausreichende daten gibt (pandemrix), und dass wir erst ein praktikables impfregime durchführen können, wenn diese auch in einzelimpfstoffen zur verfügung gestellt werden.
schlimm ist nur, dass diese fehlplanung seitens regierung und auch herstellern, und auch die jetzt losgetretene pressekampagne, die alleine auf sensationsgier („zweiklassenimpfung“) aus ist, dem eigentlichen impfgedanken zuwider läuft. wasser auf die mühlen aller radikalen impfgegner („ich habs ja schon immer gesagt, dass die pharmafirmen am meisten von den impfungen profitieren“). und schlimm ist, dass wieder einmal die interessen von kindern und die besonderheiten der medikamentengabe und auch impfstoffgabe nicht berücksichtigt wurde – wieder waren kinder- und jugendärzte, als impfexperten, nicht in der planung der reihenimpfungen involviert.
hoffentlich rächt sich diese unklarheit durch fehlplanung nicht im jahreswechsel, wenn der h1n1 in rekombination mit der saisonalen grippe richtig fette zurückkehrt.