It’s a material world

Nachdem ich mich vor ein paar Tagen kurz mit einer Freundin über dieses Thema unterhalten habe, lässt es mich einfach nicht mehr los. Und vielleicht, statt diesen Artikel nur nickend oder kopfschüttelnd durchzulesen, sagt ihr mir mal ehrlich was ihr darüber denkt…

Einer der Gründe, eigentlich sogar mit der Hauptgrund, warum ich meinen Geburtstag jedes Jahr weniger leiden kann, ist die mehr und mehr materialistisch angehauchte Denkweise bei den Geschenken.

Ganz ehrlich, wenn es nach mir ginge, würde ich an meinen Geburtstagen Geschenke verbieten! Und das sage ich jetzt nicht nur so dahin, das meine ich auch durchaus so!

Immer mehr wird viel wichtiger was ein Geschenk an finanziellem Wert hat, als was es zu bedeuten hat. Es wird schon zuvor überlegt, welchen finanziellen Rahmen das Geschenk haben soll, bevor man überhaupt eines auswählt. Klar, man kann dies auch durchaus so betrachten, dass nicht zuviel Geld ausgegeben werden soll und aus diesem Blickwinkel ist das auch mehr als sinnvoll, aber warum muss dann ein Geschenk auch auf jeden Fall diesen Grenzwert erreichen? Warum reicht es nicht, ein weitaus preiswerteres Geschenk zu finden, dass dem Beschenkten Freude bereitet, als eines, dass exakt 20 Euro gekostet hat? Nein, da wird noch eine Schokoladentafel mehr, ein Blümchen extra oder eine tolle Karte gekauft, um auch ja an besagtem Preis anzukommen.

Traurig finde ich das!

Ich weiß, dass es keinen Sinn macht, Geburtstage zu feiern und ausdrücklich zu betonen, keine Geschenke zu wollen, denn

a) glauben 50% der Freunde einem sowieso nicht das man es ernst damit meint und nehmen an, man wäre tödlichst beleidigt wenn man tatsächlich kein Geschenk bekommt (eine nette Umarmung ersetzt da jedes Geschenk…)

b)kommen sich die Meisten blöd dabei vor, mit leeren Händen zu gratulieren (auch in diesem Fall kann man die Hände zur Umarmung nutzen)

c)haben alle Angst, dass sich doch jemand aus Grund a) und/oder b) zu einem Geschenk hinreißen lassen hat und man selbst dann blöd dasteht

d)können es einige nicht lassen, sich durch den Wert oder das Geschenk nach aussen zu präsentiern und somit zu wetteifern, wer der „tollste“ Freund oder die „beste“ Freundin ist

e)schenken manche einfach viel zu gern und freuen sich jedes Jahr auf das Gesicht des Beschenkten, wenn man ihm eine Freude machen konnte

Ok, zugegeben, wenn es um Andere geht, könnte ich mit a) durchaus Probleme bekommen (denn ich weiß ja für mich 100% das ich es ernst meine, aber kann man sich da bei Anderen immer so sicher sein, dass das nicht nur eine Floskel ist??). Mit b) könnte ich noch zurecht kommen, obwohl ich wahrscheinlich zu einem kleinen Hintertürchen greifen würde, aber dazu kommen wir gleich. Zu c) bleibt nur zu sagen, wenn a) definitiv ausgeschlossen werden kann, kann man diejenigen die mit einem Geschenk ankommen sofort in die Schublade d) stecken und dann hätte ich damit auch kein allzu großes Problem mehr. Den größten Kampf würde ich mit e) austragen, denn das trifft auf jeden Fall auf mich zu!

Genau deshalb neige ich immer mehr dazu, mir Geschenke einfallen zu lassen, die persönlichen Wert haben. Die selbstgemacht sind, kreativ oder zumindest in die ich Zeit investiert habe, denn das empfinde ich heutzutage als das größte Geschenk, dass man einem Menschen machen kann!

Hier kommt jetzt das eben angesprochene Hintertürchen zum tragen: Was ist denn bloß dagegen einzuwenden, jemandem einen tollen Kuchen zu backen, ein Picknick, ein Abendessen, ein selbstgebasteltes Fotoalbum, ein selbstgemachtes Bild oder einen gemeinsamen Tag zu verschenken?? Irgendwie scheinen diese Dinge immer mehr an Wert zu verlieren und immer weiter hinter einem teuren, gekauften Geschenk, am Besten noch im Geschäft verpackt, zu verschwinden. Was ist wohl mit mehr Liebe geschenkt: ein Gutschein für ein teures Restaurant oder ein Abend mit der besten Freundin, von der man bekocht wird, sogar wenn es nur Spaghetti und Tomatensoße aus der Packung gibt? :-)

Wir sollten mal endlich davon abkommen, dass ein Geschenk viel kosten muss um wertvoll zu sein. Wir sollten uns mal klarmachen, welche Geschenke wir wirklich in Erinnerung behalten… Es sind nicht die Gutscheine, die manchmal noch monatelang irgendwo herumliegen, bis man schon gar nicht mehr weiß, von wem man sie eigentlich geschenkt bekommen hat… Es sind die selbstgebastelten Schultüten und Ententeiche, die Zebrakarten und die Schokoladenrezepte, die langerträumte USA-Karte und die Süßigkeitenkiste, die mit viel Liebe zusammengepackt wurde. Es sind die Dinge, über die sich jemand lange Gedanken gemacht hat, wie man dem Menschen der sie bekommt ein Lächeln auf das Gesicht zaubern kann. Wie man ihm eine Freude machen kann und das völlig unabhängig davon, ob etwas Geld kostet oder nicht.

Ich habe mich so in Rage geschrieben, dass ich gar nicht mehr sicher bin, ob mein Standpunkt überhaupt deutlich geworden ist ;-) Ich erwarte von niemandem, dass er Geld für mich ausgibt, genauso wenig, dass er mir Stunden seiner Freizeit opfert um mir ein Geschenk zu basteln. Für mich sind die Dinge wertvoll, die freiwillig und gerne geschenkt werden: Zeit, Gesellschaft, ein gutes Gespräch, ein herzliches Lachen, ein gemeinsamer Abend… diese Dinge sind unbezahlbar und haben doch den größten Wert!

Solltet ihr also in die Verlegenheit kommen mal einen meiner Geburtstage mit mir verbringen zu müssen ;-) denkt an meine Worte! Widmet mir den Platz in eurem Kalender um Zeit mit mir zu verbringen und ich bin schon mehr als reichlich beschenkt! :-)

Liebe Grüße,

Emergencygirl

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *