Meine Impfempfehlung zur Schweinegrippe

Jeden Tag fragen mich Patienten, ob ich die Impfung gegen Schweinegrippe empfehle.

Schweinegrippe verläuft leicht

Seit Anfang dieses Jahres geht die Schweinegrippe um die Welt, sie hat schon viele Namen: Grippe durch H1N1, Mexikanische oder Amerikanische oder schlicht Neue Grippe wird sie genannt. Weltweit sind bisher vermutlich mehrere Tausend Menschen an dieser neuen Grippe gestorben, in Deutschland waren es drei, erkrankt waren mehr als 25.000. Die Schweinegrippe ist eine besonders leichte Form der Virusgrippe – an der “normalen” Grippe starben alleine in Deutschland jedes Jahr bisher 5000 bis 10.000 Menschen!

Unbekannter Verstärkerstoff

Die deutschen Bundesländer haben 50 Millionen Dosen des Impfstoffs Pandemrix® gekauft, der in Niedersachsen ab dem 30. Oktober Zug um Zug verfügbar sein soll. Pandemrix ist ein Spaltimpfstoff, der nur Teile des Virus enthält. Um mit einer kleinen Wirkstoffmenge an Virusbruchstücken auszukommen, wurde dem Impfstoff ein Immunverstärker zugesetzt. Der Immunverstärker, auch Adjuvans genannt, soll das Immunsystem des geimpften Menschen reizen, es aufmerksam machen auf die Eiweißbestandteile des verabreichten H1N1-Virus. Das Adjuvans in Pandemrix heißt AS03 und war bisher noch in keinem Impfstoff. Studien mit der neuen Impfung wurden bisher nur an einigen Tausend Versuchspersonen durchgeführt. Unter diesen Versuchspersonen waren keine Schwangeren und nur wenige Kinder. Dies reicht in meinen Augen nicht aus, um diesen Impfstoff allgemein zu empfehlen.

Adjuvantien in Impfstoffen waren schon oft die Ursache seltener, aber schwerwiegender Nebenwirkungen.

Besserer Impfstoff für Minister und Soldaten?

Cellvapan®, der Impfstoff für die Bundesregierung und die Soldaten, ist übrigens auch nicht der beste. Cellvapan ist aus dem ganzen Virus hergestellt, im Vergleich zum Spaltimpfstoff hat er mehr Nebenwirkungen, dies ist schon seit langem bekannt.

Der ideale Impfstoff wäre der Spaltimpfstoff ohne Wirkverstärker, wie er jedes Jahr und schon seit langer Zeit und mit guter Verträglichkeit für die übliche jährliche Grippeimpfung eingesetzt wird. Dieser Spaltimpfstoff ohne Adjuvans wird und wurde in den USA, China und Australien eingesetzt. Warum die deutschen und europäischen Behörden einen anderen Weg beschrittenen haben, bleibt im Verborgenen.

Spaltimpfstoff ohne Wirkverstärker gibt es nicht in Deutschland und auch nicht in Europa. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin empfiehlt aber genau diesen Impfstoff für Schwangere. Ob und wann dieser Impfstoff in Deutschland zur Verfügung stehen wird, weiß niemand so genau.

Bei der Entscheidung für oder gegen die Impfung müssen wir abwägen: Auf der einen Seite steht ein Impfstoff, der bisher noch nicht ausreichend erprobt wurde. Auf der anderen Seite steht eine Virusinfektion, die sich bisher als relativ harmlos erweist.

Nur in besonderen Fällen zu empfehlen

In besonderen Fällen, in denen jede Infektion – auch die leichteste – lebensbedrohlich werden kann, kann eine Impfung vielleicht erwogen werden. Als Massenimpfung für jedermann gewiss nicht.

Menschen über 60 infizieren sich übrigens seltener als die im Alter unter 30.

Quellen und weitere Informationen

Das Bundesministerium für Gesundheit informiert über den Ablauf der Impfkampagne

Das Robert Koch-Institut und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung informieren: “Wir gegen Viren”

Das Paul Ehrlich Institut informiert über die Grippeimpfstoffe

Das Robert Koch-Institut in Berlin zur Neuen Influenza

Arzneitelegramm: “H1N1: FEHLEINSCHÄTZUNGEN, HAFTUNGSFREISTELLUNG UND VIEL GELD”

Deutsches Ärzteblatt:” Neue Grippe: Impfung offiziell empfohlen”

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