Vor einigen Tagen habe ich im Spiegel – es war der erste Spiegel des Jahres – in der Rubrik Wissenschaft einen kleinen Artikel entdeckt, dessen Überschrift ungefähr so lautete: "Gedächtnis außerhalb des Körpers" (Ich hab diese Ausgabe des Spiegels gerade nicht zur Hand – aber ich weiß noch, dass unter dem Titel "Streber gegen Raubein" Bundesgesundheitsminister Phillip Rösler auf dem Cover abgebildet war – aber ich komme vom Thema ab…)
Wenn man eine solche Überschrift liest und wie ich am Vortag ein Seminar besucht hat, in dem das Leib-Seele-Problem diskutiert wird, dann kommt man nicht drumherum einen so überschriebenen Artikel in der Erwartung zu lesen, etwas nachhaltig Interessantes zu dem Thema zu erfahren. Ich hatte mir auch vorgestellt, dass es eventuell um Alzheimer-Patienten geht, die sich Erinnerungshilfen schaffen. Ich weiß auch noch, dass ich mir die Frage gestellt habe, wie etwas ins Gedächtnis gelangen kann, ohne dass Organe der Wahrnehmung an dem ganzen Prozess beteiligt sind. Was einem eben alles so durch den Kopf geht, wenn man die Überschrift "Gedächtnis außerhalb des Körpers" liest, bevor man den Artikel überhaupt gelesen hat. Allein dieses Assoziieren ist ja schon eine unglaubliche Leistung des Gehirns – ob nun im, oder außerhalb des Körpers…
Inhalt des Artikels war jedenfalls, dass ein Forscherteam einen Teil des Rattengehirns – nämlich den, in dem sie das Kurzzeitgedächtnis vermuten – entnommen und diesem Stromstöße versetzt hatten, die, ähnlich wie die Erinnerungen des Kurzeitgedächtnis, noch ca. 10 Sek. gespeichert wurden.
Als ich das gelesen hatte, war ich irgendwie enttäuscht. Ich hatte ja irgendwie was anderes erwartet… . Vor allem habe ich nähere Angaben dazu vermisst, was daraus nun geschlussfolgert wird. Als ich jetzt in Vorbereitung auf den Beitrag noch einmal nach dem Artikel gesucht habe – bin ich übrigens auf einen (vielleicht etwas taoistisch-tendenziösen…) Beitrag mit dem Titel "Der Sitz unseres Erinnerungsvermögens" gestoßen – der die Annahmen des Biologen Dr. Rupert Sheldrake thematisiert, dass unser Gedächtnis seinen Sitz in einem Feld, das unseren Kopf umgibt, hat. Da heißt es:
"Da wir alle darauf geschult worden sind, dass sich alle Gedanken im Gehirn abspielen, bedient sich Sheldrake eines einfachen Experimentes, um uns diesen Gedanken näher zu bringen: „Wenn Sie gerade diesen Artikel lesen, dann bilden Lichtstrahlen von dem Papier in Ihren Augen ein spiegelverkehrtes Abbild auf der Netzhaut. Dieses Bild wird von Lichtsinneszellen erfasst und über den Sehnerv an das Gehirn übermittelt. Im Gehirn spiegelt sich das Bild dann als ein elektrochemisches Aktivitätsmuster wieder.
All dies wurde bereits im Detail durch die Neurophysiologie erforscht, doch jetzt kommt das Unerklärliche.
Irgendwie werden Sie sich des Bildes auf der Seite bewusst.
Sie nehmen das Bild vor ihren Augen wahr, wo sich das Bild doch in Ihrem Kopf befinden sollte. Von dem Standpunkt der konservativen Wissenschaft gesehen ist diese Erfahrung eine Illusion."
Wo auch immer nun der Sitz des Erinnerungsvermögens liegt, hinter den Schädelplatten, außerhalb des Gehirns oder beides: Ich werde mir an dieser Stelle nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen sondern mich heute Abend seit langem mal wieder darauf beschränken fernzusehen: Da kann man das Hirn ja doch häufig ganz beruhigt auch mal beiseite legen.
Ausnahme-TV-Tips:
BRalpha: Geist und Gehirn , freitags um 22.45 Uhr (nächste Sendung am 8.1.2010: "Kontrolle üben")
SWR Fernsehen: Die Knochen Docs
Donnerstag, 07.01.2010, 22.30 Uhr