Apotheker sind Pharmazeuten – und als solche auch an der Entwicklung von Medikamenten beteiligt – nicht nur am Verkauf und Vertrieb. Ein Grund mehr, die Forschung und Entwicklung ein bisschen zu unterstützen – und gleichzeitig etwas über die Prozesse zu erfahren, indem man sich als Versuchskaninchen für neue Medikamente oder Grundlagenforschung zur Entwicklung stellt.
Ich habe das bisher einige Male gemacht.
Das erste Mal der Vergleich von pflanzlichen Schlaftabletten gegenüber Placebo und Rohypnol (starkes Schlafmittel).
Dabei wurde geschaut, ob es beim pflanzlichen Schlafmittel auch einen Overhang gibt am nächsten Morgen, also ob man dann immer noch müde und reaktionslangsamer ist wegen dem Medikament. Die Studie war doppelblind und placebokontrolliert – also wusste weder Prüfer noch Proband (ich), was man bekommt. Ich musste am abend vorher einen Reaktionstest ablegen (etwas mit blinkenden Lichtern und Zahlen, sowie eine Fahrprüfung am Monitor) dann 2 Kapseln schlucken nachts um 1 Uhr – da war ich schon müde, weil ich da normalerweise tief schlafe, also kann ich nicht sagen, ob die Kapseln etwas gebracht haben. Dann am Morgen noch einmal derselbe Reaktionstest und Fahrprüfung. Ich schnitt besser ab als am Abend vorher – typisch Lerneffekt. Die spätere Auswertung zeigte dann auch, dass ich das Placebo hatte.
Ein paar Tage später ein Anwendungstest zur Entwicklung von einem pflanzlichen Schlafsirup. Das kann man schlecht gegen Placebo testen, denn der enthält Baldrian, das wirklich einen typischen Geruch hat und man nicht verstecken kann. Da musste ich wieder einen Fahr- und Reaktionstest machen, ausserdem Seitenweise p’s, d’s, q’s und b’s anstreichen. Dann den Sirup nehmen, eine halbe Stunde warten und das Ganze nochmals. Dann war ich entlassen. Dazu kann ich nur sagen: der Sirup wirkt: auf dem Nachhauseweg bin ich um ein Haar mitten in der Stadt auf dem Bus eingeschlafen.
Dann eine Studie zu PMS – das ist das Prämenstruelle Syndrom. Den Frauen dürfte das Problem bekannt sein: vor und mit Beginn der Periode auftretende Probleme wie Kopfschmerzen, Migräne, Brustspannen, Bauchkrämpfe, sehr schmerzhafte Blutungen, Stimmungsschwankungen … ja, ja, macht ihr Männer nur Witze wie Hormongesteuert wir Frauen sind. Das war auch ein Ziel der Untersuchung: zu schauen, ob die Probleme eventuell von einem phasenweise erhöhten Prolactinspiegel herstammen können … und ob ein pflanzliches Medikament mit Vitex agnus castus (Mönschspfeffer) einen Einfluss auf Hormonspiegel und Beschwerden hat. Dazu gehörte eine einige Monate lange tägliche Einnahme des Medis, Fragebogen und regelmässige Blutentnahmen. Auch da kann ich sagen: Das Medikament wirkt .. es braucht etwas Anlaufzeit (3 Wochen mindestens) und man muss es täglich nehmen. Wenn man es absetzt ist auch die Wirkung bald w … nun ja. Ich habe zum Glück nur mässig PMS, was sich mit Schmerztabletten im Zaun halten lässt.
Und zuletzt noch eine Studie zu Malariamedikamenten. Da haben meine Eltern auch mitgemacht, als wir zusammen in Südafrika waren. Jeder von uns bekam eigene Kapseln mit, zu nehmen jeweils 1 abends, anzufangen 1 Woche vor bis 2 Wochen nach dem Malariagebiet. Was wir bekamen wussten wir nicht, wir mussten nur unsere Erfahrungen festhalten. Da weiss ich bis heute nicht, was es war – aber es ist ein Medikament, das ich nicht speziell gut vertragen habe – es machte mir Kreislaufprobleme und Übelkeit. Lariam hatte ich inzwischen auch schon, das vertrage ich – es macht nur eine Menge seltsame Träume. Malarone hatte ich auch schon – und keinerlei Probleme damit.
Ich sage nicht, dass man sich unbedacht als Versuchskaninchen zur Verfügung stellen soll, aber es kann eine interessante Erfahrung sein, nutzt der Forschung und gelegentlich gibt es sogar etwas Geld.
Hat jemand von Euch auch schon so etwas gemacht?