Zukunftsmulmen

Im StudiVz gibt es eine amüsante Gruppe: Keine Sorge, ich gucke Grey’s Anatomy. Ich weiß was zu tun ist!

Die heutige Folge, bzw. die der letzten Woche, die ich allerdings erst heute schauen konnte (Internet sei Dank) hat mich mehr als nur grübelig werden lassen. Greys Anatomy war schon immer eine Serie, die mich an die Grenzen meiner Taschentuchvorräte bringen konnte, aber heute hatte ich zum ersten Mal hinterher ein furchtbar ungutes Gefühl in der Magengegend und ich fürchte mich vor vielen Dingen, die kommen oder passieren könnten, wenn ich einmal mit dem Studium fertig bin…

Die 6. Folge der 6. Staffel war zum ersten Mal ganz anders aufgebaut, als die Folgen bisher: Zu Beginn saßen sämtliche Ärzte vor dem Büro des Chefs und wurden nacheinander zu einer Art „Verhör“ hereingebeten, durch die der Tod einer jungen Mutter aufgeklärt werden sollte. Die Frau wurde mit Brandverletzungen eingeliefert und durch das Großaufgebot an Notfällen und Brandopfern, wurde sie immer wieder von einem zum anderen durchgereicht, sodass letztendlich niemand wirklich für sie zuständig war. Am Ende (für alle die die Folge noch nicht gesehen haben und das noch tun wollen, bitte nicht weiterlesen) verstarb sie dann durch einen kleinen simplen Fehler einer der Assistenzärzte, der weder grob fahrlässig war, noch sehr unverständlich. Das machte es auch so grausam… das Gefühl „Das hätte mir auch passieren können!“

Jeder kennt mit Sicherheit die Situation, wenn Arbeitskollegen Fehler machen und diese dann zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Oft sind das fatale Fehler, mit fatalen Folgen, meist sogar für den Patienten. Jeder kennt die Horrorgeschichten, von versehentlich angehängtem Kalium-Bypass oder ignoriertem Monitoralarm, bei dem anschließend ein Kind leblos aufgefunden wurde. Jeder hat schon die eine oder andere Geschichte in diese Richtung gehört und das Schlimmste daran ist, dass diese Horrorgeschichten meist wahr sind. Doch immer, immer, immer denkt man sich, hinter dem vorgeschobenen Entsetzen und dem Gerede auf Station, „ein Glück ist das nicht mir passiert!“ Denn wer kann sich schon davon freisprechen, schon mal zu lange gewrtet zu haben, bis man auf den Alarm reagiert hat, wer hat nicht schon mal nach dem falschen Medikament gegriffen und es dann in letzter Sekunde noch bemerkt…

Ich habe in meiner „Frischlingszeit“ auf Station auch schlimme Fehler gemacht. Und jede Schwester, jeder Pfleger und jeder Arzt kann auf Nachfrage seine schlimmsten Fehler auspacken, sogar die Stationsschwester, die immer den Eindruck vermittelt, seit 30 Jahren unfehlbar zu sein. Meist sind es unbedachte, unabsichtliche Vergehen… man ist kurz abgelenkt, hat einen schlechten Tag, ist unausgeschlafen… alles Dinge die verzeihlich und nachvollziehbar sind. Doch trotzdem können sie das Leben in einer Sekunde verändern. Das eigene und das des Patienten.

In dieser Folge, passierte der Assistenzärztin ein minimaler Fehler: Durch eine Sekunde der Abgelenktheit, vergass sie, was sie gerade dabei war zu tun und verpasste sich den Rachen der jungen Frau anzuschauen, aufgrunddessen sie verpasste zu sehen, dass dieser durch den Brandrauch schwer geschädigt war, was über viele Komplikationen zu ihrem Tod geführt hat. Ob das realistisch ist weiß ich nicht, aber Fakt ist, das solch ein kleiner Fehler alles ruinieren kann. Das Leben eines Menschen, einer Familie, die Karriere einer guten Ärztin…

Ich fange jetzt schon an zu hoffen und zu beten, dass ich niemals das Unglück haben werde, in solch eine Situation zu geraten. Denn fest steht: ich werde Fehler machen! Ich werde irgendwann wieder einmal unachtsam sein, etwas vergessen, etwas vernachlässigen… und mir bleibt nur zu hoffen, dass ich es wieder in letzter Sekunde bemerke, mich jemand darauf aufmerksam macht oder meine Patienten gute Schutzengel haben! Das wünsche ich uns allen…

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