Das akute Koronarsyndrom Teil 3

Möglichkeiten der Therapie
(Die beste Therapie ist immer die Vorsorge, das gilt auch und besonders für die Koronarstenose (Verengung der Herzkranz-Gefäße). Hierzu verweise ich auf meine Artikelreihe Heilkraft der Bewegung, insbesondere Teil 7 – 9.)
Im Falle des akuten Koronarsyndroms gibt es mehrere Therapiemöglichkeiten, die hier nicht vollständig aufgeführt werden sollen. Erklärt werden die wichtigsten Begriffe, mit denen häufig auch der Laie zu tun hat, vor allem der betroffene Laie. Auch in der einzelnen Erklärung besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit, wichtiger ist die Verständlichkeit. Ärzte verlieren sich gern im fachchinesischen Detail, was beim Patienten zur Verwirrung führt. Zur Erklärung dient der folgende Überblick:
1. Medikamente
Wie im Vorartikel dieser Reihe zu lesen war, endet der Mechanismus der Gefäßschädigung im Falle des akuten Koronarsyndroms mit einem Gefäßeinriss. Daraus resultieren Blutaustritt und Gerinnselbildung innerhalb der betroffenen Ader, was zum Verschluss der Arterie führt. Bei frühzeitiger Behandlung ist das Gerinnsel (Thrombus) medikamentös auflösbar. Diese Therapie nennt man Lyse (Kurzwort für Thrombolyse=Auflösen des Gerinnsels). Mit frühzeitiger Lyse kann ein freier Blutfluss erreicht werden, damit wird die dauerhafte Schädigung des Herzmuskels durch den Herzinfarkt (infarcere – verstopfen) vermieden. Der Herzinfarkt wird durch diese Form der Therapie rückgängig gemacht (keine Narbe im Herzmuskel!).
2. PTCA
Hinter der Abkürzung PTCA verbirgt sich ein komplizierter Fachausdruck, zu deutsch: Ballonkatheter. Bei der Ballonkatheterisierung wird von der Leiste aus ein Katheter in das Herzkranz-Gefäßsystem eingebracht und durch eine zu therapierende Engstelle geschoben. Der Katheter wird so platziert, dass innerhalb der Engstelle ein Ballon aufgeblasen und so das entsprechende Gefäß geweitet werden kann. Dieses Verfahren wird häufig mit einer Stent-Versorgung kombiniert.
3. Stent
Bei der Stent-Versorgung wird das Prinzip der Rohr-in-Rohr-Reparatur angewandt. Das verengte Gefäß wird aufgeweitet und ein kleines Röhrchen (Stent) eingeschoben, diese Einlage soll ein erneutes Verengen der Ader verhindern. Es gibt unterschiedliche Arten von Stents, beispielsweise beschichtete und unbeschichtete. Die Beschichtung besteht aus einem Medikament, das entzündliche Reaktionen und damit Zellwachstum verhindern soll. Die Gefahr eines erneuten Verschlusses der Ader trotz liegendem Stent soll so verringert werden.
PTA (das “C” steht ausschließlich für “Coronar”) und Stent-Versorgung sind Techniken, die nicht exklusiv für die Herzkranzgefäße stehen. Sie finden in anderen Schlagadern ebenso Anwendung wie in den Atemwegen oder der Speiseröhre, wenn es eine Engstelle zu überwinden gilt.
4. Der koronare Bypass
Als letzte Möglichkeit den Blutfluss in den Herzkranzgefäßen wieder zu gewährleisten gilt die Bypass-Operation. Bei einer Bypass-Anlage wird eine verengte bzw. verstopfte Arterie überbrückt. Eine neue Ader wird vor und nach der Engstelle auf die körpereigene Koronararterie gesteppt und so eine Umleitung für das Blut geschaffen. Solche Umleitungen können gleich an mehreren Stellen notwendig sein, deswegen gibt es Mehrfach-Bypässe. Als “Umleitungsmaterial” dienen Venen, die aus dem Bein des betroffenen Patienten entnommen werden. Für diese Technik bedarf es gleich zweier Wunder der Natur:
a) eine Vene ist an der Entnahmestelle in der Lage nachzuwachsen und
b) eine Vene ist am Einpflanzungsort in der Lage zur Schlagader zu werden, sobald sie Blutdrücken ausgesetzt ist.
Eine Bypass-Operation ist eine Operation am offenen Herzen und damit kein Kinderspiel. Auch wenn in jüngerer Zeit dazu nicht mehr in jedem Fall das Brustbein aufgesägt werden muss, bleibt diese Operation ein Risiko. Deswegen werden andere Techniken, falls machbar, vorgezogen.

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