Das Thema Impfung gegen Schweinegrippe ist keine Einbahnstraße, weder in die eine noch in die andere Richtung.
Es gibt inzwischen so viele Stellungnahmen zu meinen Artikeln und zum Thema Schweinegrippe überhaupt, dass ich an dieser Stelle schreiben will, wie ich als Hausarzt mit der Impfung in der Praxis umgehe. Da inzwischen doch einige meiner Patienten diese Seite lesen, schreibe ich diesen Text vor allem gegen deren Verunsicherung. Ich möchte nicht, dass meine Kritik an der Impfung bzw. an dem Drum und Dran mit vorbehaltlosem Verdammen der Impfung in einen Topf geworfen wird. Dafür trage ich als Hausarzt viel zu viel Verantwortung, aber eben in beide Richtungen.
1. jeder Patient der möchte und fest entschlossen ist, bekommt von mir eine Impfung gegen Schweinegrippe – ohne Diskussion. Einzige Ausnahme: Schwangere und Kleinkinder. Da fühle ich mich einfach überfordert, die richtige Entscheidung zu treffen.
2. jeder Patient, der mich fragt, ob er sich impfen lassen soll, bekommt von mir eine Information, die selbstverständlich subjektiv ist. (Gibt es eine objektive Information? Ich glaube nicht).
Ich möchte diese Meinung hier nicht noch einmal ausführen. Alle Details, die ich zum Thema denke, kann man hier in meinem Blog nachlesen. Ich glaube, das ist ein fairer Umgang. Jeder weiß auf diese Weise, mit wem er es bei mir zu tun hat. Nach meiner Beratung darf man sich als Patient auch für die Impfung entscheiden, ohne dass ich auch nur einmal die Augen verdrehe, nicht einmal in Gedanken. Niemand hat die Weisheit gepachtet, aber die eigene Meinung ist ein Gut der Freiheit.
3. In wenigen Ausnahmefällen habe ich die Impfung sogar empfohlen. Welche Fälle das sind, schreibe ich hier nicht, weil es wirklich nur eine Handvoll sind und damit nähere Informationen mit meiner Schweigepflicht kollidieren. Es gibt also keinesfalls ein generelles Verdammen der Impfung von meiner Seite. Darum geht es mir auch gar nicht, das kann man meinen sehr kritischen Artikel bei genauer Lektüre auch entnehmen.
4. Wie kommen kritische und skeptische Ärzte mit ihrer “Schuld” klar, wenn es denn zu einer Mutation und zu einer Katastrophe kommt?
Antwort 1 mit einer Gegenfrage: Wird die Imfpfung wirklich gegen ein mutiertes Virus helfen?
Antwort 2 mit einer Gegenfrage: Rechtfertigt eine vage Vermutung möglicherweise übertriebenes Handeln?
Es gibt in der Geschichte unendlich viele Beispiele von Herdentrieb mit fatalen Auswirkungen. Und so langsam bin ich selbst Geschichte. Ich bin so lange Arzt, habe so viele Versprechungen gehört, was alles harmlos sei, Vioxx, Lipobay, Trasylol, Kava-Kava, Acomplia usw.. Ich wurde geradezu als Fossil angesehen, als ich mich weigerte diese Medikamente frühzeitig zu verschreiben. Ich habe mir angewöhnt, ein Medikament erst zu rezeptieren, wenn es ein Jahr unbeschadet auf dem deutschen Markt überstanden hat. Damit bin ich in den letzten Jahren außerordentlich gut gefahren und manchmal war es trotzdem noch zu früh zu handeln wie die anderen. Dieses Verhalten führt dazu, dass man einen Impfstoff mit unzureichend getestetem Immunmodulator nicht einsetzen kann. Ich möchte nicht zu den unbedarft ja-sagenden Ärzten gehören, die eines Tages wieder ein neues Contergan auslösen. Da könnte man zu Recht mit dem Finger auf mich zeigen und mehr als das. Ich bin Hausarzt und persönlicher Berater von Hunderten, nicht nur Blogger im virtuellen Raum. Ist das verantwortungslos?
5. Wenn von Seiten der Politik und der Impfindustrie von Anfang an ein offeneres und klareres Kommunikationskonzept gefahren worden wäre, würde es eine Menge weniger Kritiker und Skeptiker geben. Auf diese Weise produziert man eine Impfmüdigkeit, die der Politikmüdigkeit insgesamt entspricht. Hier liegt die wahre Gefahr.