„Äh, also, meine Damen und Herren, dann fangen wir mal an…“
Der Dozent hat seinen Kaffee ausgetrunken und wischt sich die letzten Brötchenkrümel vom Jackett.
Er stellt sich hinters Rednerpult und starrt auf sein Laptop. Tippt darauf herum, blickt schweigend erst ins Publikum und dann auf die Leinwand, wo rein gar nichts geschieht.
„Sehen Sie etwas?“
Kopschütteln im Publikum.
„Äh, eigentlich sollten Sie jetzt die erste Folie sehen…“
Ein leises Raunen geht durch das Publikum.
„Ähem… könnten wir vielleicht…“ hilfloser Blick zur Anmeldedame, „könnten Sie vielleicht bitte den Ei-Tieh-ler holen, wenn es Ihnen nichts ausmachen würde?“
Eine Minute später stürzt ein weißhaariger Mann im Hausmeisterkittel herein. Der fummelt an einem Schalter herum, worauf sich die Rollos über das Fenster senken, aber an der Leinwand tut sich nichts. Der Hausmeisterkittelmann greift zum Handy und eine Minute später kommt eine zweite Gestalt in den Saal geschluft, ein Jüngling mit Baseballkappe. Der fummelt auch irgendwas, worauf nun auf zwei nebeneinanderliegende Leinwänden zwei identische Powerpointslides projiziert werden.
„Äh… welches Bild hätten Sie denn gerne, das rechte oder das Linke?“
Müssen wir jetzt darüber abstimmen. Der Ei-Tieh-ler entscheidet sich für das linke Bild, dann überläßt er dem Dozenten die Show. Der läßt einen einen aufmunternden Blick in die Runde schweifen.
„Also, meine Damen und Herren, was erwarten Sie sich von diesem Seminar?“
„Eine Teilnahmebescheinigung mit Stempel und Unterschrift!“ tönt es aus der letzten Reihe.
Der Dozent überhört die Bemerkung. Und während dann dröge Tabellen und Säulendiagramme über die Leinwand flimmern, blättert der Kollege aus der letzten Reihe ungestört in seiner Zeitung.
Und Medizynicus ärgert sich, dass er seinen Ei-Pott zu Hause vergessen hat.