…und andere Virusinfekte. Es ist völlig sinnlos, die zur Zeit kursierenden Erkältungskrankheiten mit einem Antibiotikum heilen zu wollen. Es handelt sich um Virusinfekte und Antibiotika helfen nicht gegen Viren. Sie kürzen deswegen auch die Krankheitsdauer nicht ab. Im Gegenteil – Penicillin und Co. können sogar zur weiteren Verschlechterung führen, weil sie Mund- und Darmflora zerstören.
Es ist ein Trugschluss zu glauben, es gäbe auch nur ein einziges ursächliches Medikament gegen all die jährlich wiederkehrenden grippalen Infekte. Es gibt keins! Was es gibt, sind allesamt Arzneien zur Linderung der Symptome, wie Kopfschmerz, Fieber, Husten, verstopfte Nase und anderes mehr. Mehr kann ein Hausarzt auf diesem Gebiet nicht tun. Die beste Therapie eines grippeähnlichen Infekts oder einer echten Grippe, der „normalen“ oder der Schweinegrippe, ist immer noch, sich Ruhe zu gönnen. Viel schlafen, viel trinken und, so Appetit vorhanden, vitaminreiche Kost essen sind wichtige Hilfen für das Immunsystem. Eine echte, ursächliche, hausärztliche Therapie wäre demzufolge, eine Arbeitsunfähigkeit für Arbeitnehmer auszustellen.
Nur in den wenigen Ausnahmefällen einer anzunehmenden Superinfektion mit Bakterien, wie im Falle der Lungenentzündung, der eitrigen Entzündung der Nasennebenhöhlen, des Mittelohres oder der eitrigen Mandelentzündung sind Antibiotika berechtigt. Aber wie gesagt, hier geht es um Ausnahmen. In diesen Fällen haben Bakterien die Schwächung des Organismus ausgenutzt und eine „Über-Entzündung“ verursacht. Kein Grund für Ärzte, Antibiotika gleichsam mit der Gießkanne zu verteilen oder für Patienten, sie vom Arzt einzufordern, damit man endlich wieder gesund wird, nach dem Motto:
„Herr Doktor, mit meiner Erkältung schleppe ich mich jetzt schon so lange zur Arbeit, jetzt brauche ich aber mal was Richtiges!“
Noch widersinniger ist der immer wieder von Patienten geäußerte Wunsch nach einem Antibiotikum in Reserve, weil man in den nächsten Tagen nach Gran Canaria oder sonst wohin fliegt und man sich so leicht im Flieger ansteckt.
Patienten kann ich als langjähriger Hausarzt nur raten, quengeln Sie nicht, wenn Sie kein Antibiotikum bekommen. Meistens hat es seinen Grund. Wenn Sie zu sehr quengeln, bekommen Sie zwar eventuell das von Ihnen gewünschte Antibiotikum, aber nicht weil Sie es bräuchten, sondern damit sie Ruhe geben und das Sprechzimmer freigeben. Ein Rezept ist schneller ausgestellt, als eine lange Debatte geführt.