Im Südwesten hat jeder dritte Einwohner Erfahrungen in der Pflege. Das stellt das Meinungsforschungsinstitut Forsa in seinen aktuellen Umfrageergebnissen fest. Die im Auftrag der AOK Baden-Württemberg durchgeführte Befragung ergab zudem, dass Pflegende hohen psychischen Belastungen ausgesetzt sind. An der Spitze stehen emotionale Betroffenheit (73 %), gefolgt von Gereiztheit (63 %), Müdigkeit (56 %) und dem Gefühl, allein zu sein (48 %). „Wer pflegt, darf selbst nicht zum Pflegefall werden. Es muss Platz für Auszeiten geben und die AOK Baden-Württemberg sorgt mit dafür“, bestätigt der Vorstandschef der Südwest-AOK, Dr. Christopher Hermann, am Dienstag (13.09.2016) in Stuttgart. Wer in die Pflegethematik eingebunden ist, habe neben dem Dienst am Menschen auch eine gehörige Portion Verwaltungs- und Organisationsaufgaben zu bewältigen – oft gehe das Ganze an die Grenzen der Belastbarkeit. Schlafstörungen oder Depressionen könnten die Folgen sein. Hermann: „Oft geht der Einsatz auch nonstop über einen längeren Zeitraum. Jeder Zweite (50 %) hat mindestens zwei Jahre Pflegeerfahrung – knapp jeder Fünfte (19 %) sogar fünf Jahre oder mehr. Rund ein Drittel (30 %) kümmert sich darüber hinaus auch noch um eigene oder nahestehende Kinder.“ Eine teilweise Entlastung können Angebote für pflegende Angehörige bringen. Allein für deren psychische und physische Entlastung bietet die AOK Baden-Württemberg jährlich rund 450 Kurse und Gesprächskreise an. „Die Studie zeigt aber, dass lediglich 14 Prozent der Befragten die Pflegeberatung ihrer Pflegekasse bereits genutzt und nur neun Prozent einen Pflegekurs besucht haben“, so Hermann weiter. Die AOK setze deshalb auf die ab Januar 2017 geltenden Verbesserungen durch die Pflegereform. Dann haben auch pflegende Angehörige einen Rechtsanspruch auf eine individuelle Pflegeberatung. Die AOK Baden-Württemberg bereite sich bereits seit Monaten auf die umfassende Unterstützung ihrer Versicherten durch individuelle Beratung zu den Neuerungen ab 2017 vor. Hermann: „Wir haben unsere speziellen Beratungsteams auf 234 Vollzeitkräfte ausgebaut. Weitere Fachleute stehen in unseren 230 Kundencentern im ganzen Land zur Verfügung. Die Qualifizierungen hierzu sind in vollem Gange“. Im Weiteren zeigen die Befragungsergebnisse, dass unter den im privaten Umfeld Pflegenden der Anteil der Frauen höher ist als der der Männer (35 % vs. 26 %) und sich die Pflegetätigkeit offenbar stärker belastend auswirkt: Frauen sind häufiger traurig (78 % zu 66 % bei Männern), müde (61 % vs. 48 %) oder fühlen sich allein (53 % vs. 42 %). Hier können Entlastungsangebote gegensteuern. Doch nur zehn Prozent der Frauen haben bislang das Angebot einer sogenannten Verhinderungspflege genutzt (vs. 17 % der Männer), bei der die Kosten für eine Ersatzpflegekraft von der Pflegekasse übernommen werden, wenn der pflegende Angehörige eine wohlverdiente Auszeit nimmt. Von den 190.000 pflegebedürftigen Versicherten der AOK Baden-Württemberg werden 139.000 zu Hause gepflegt, was ohne Familienangehörige nicht möglich wäre. So zeigt die Forsa-Studie, dass knapp jeder Zweite (44 %) in die private Pflege eines Elternteils eingebunden ist. Häufigster Grund, diese Aufgabe überhaupt zu übernehmen ist Nähe, also die enge Beziehung zum Pflegebedürftigen, was für 84 Prozent der Befragten ausschlaggebend ist. Dabei kümmern sie sich nicht alleine um ihren pflegebedürftigen Angehörigen, sondern teilen sich die Aufgaben oft mit anderen Familienmitgliedern (72 %). Jeder Vierte steht aber bei der privaten Pflege ohne jede Unterstützung anderer Familienangehöriger da. Pressemitteilung der AOK Baden-Württemberg
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