Jetzt haben wir Frau Müller also stationär aufgenommen. Wieder einmal.
Fühlt sie sich im Krankenhaus wohl?
Nicht so richtig.
Obwohl sie Schmerzmittel und Infusionen und Krankengymnastik und alles bekommt, was man für Rückenschmerzen tun kann.
Denn die Rückenschmerzen sind gar nicht das Problem, und im Grunde weiß das auch jeder.
Das Problem ist, dass Frau Müller mit ihren fünfundachtzig Jahren mutterseelenallein in ihrem kleinen Hexenhäuschen am Rande der Stadt wohnt und dort – wenn es ihr gut geht – so gerade über die Runden kommt, aber manchmal eben auch nicht.
Eine Nachbarin kauft für sie ein und bringt auch ab und zu etwas zu Essen vorbei. Natürlich kann Frau Müller selber kochen. Behauptet sie wenigstens. Kann sie natürlich nicht und es grenzt an ein Wunder, dass sie sich mit ihrem vorsinntflutlichen Gasherd noch nicht das Häuschen abgefackelt hat. Frau Müller braucht auch keine Putzfrau, sie hat schon mehrere Haushaltshilfen verjagt und nur ab und zu haben Angehörige, Nachbarn oder Freunde es geschafft, sie zu überlisten und in der vermüllten Wohnung ein wenig Ordnung zu schaffen.
Aber die Angehörigen wohnen über hundert Kilometer weit entfernt.
Und umziehen? Oder Pflegedienst? Oder gar in ein Heim?
Kommt nicht in Frage!
Frau Müller kommt ja noch zurecht. Behauptet sie jedenfalls.
Aber jetzt liegt sie erstmal bei uns.
Und ich bin schon gespannt, wo sie wohl die Feiertage verbringen wird.