Liebe Patienten: Ihr wollt zu Weihnachten nach Hause? Ich auch!

Also gut, Leute. Ich hab’s verstanden. Ihr seid nicht zu Eurem Vergnügen hier, und nicht unbedingt direkt freiwillig. Will sagen, ihr habt es Euch meist nicht ausgesucht, Eure Zeit hier in diesem gastlichen Hause zu verbringen und jetzt möchtet Ihr gerne wieder nach Hause. Schön für Euch.
Und hier habe ich deshalb ein paar Tipps für Euch, die Euch dabei helfen, auch mir ein wenig Festtagsfreude zu machen. Also Leute, darum bitte ich Euch:

  • Quengelt bitte nicht jeden Tag auf Visite von Neuem! Wenn Ihr nach Hause gehen wollt, dann sage ich es Euch schon. Und bitte, kommt nicht auf die Idee, am Freitagnachmittag um sechzehn Uhr dreißig oder gar Heilig Abend um siebzehn Uhr fünfzehn jetzt und sofort gegen ärztlichen Rat die Hufe schwingen zu wollen, obwohl ich mir vorher den Mund darüber fusselig geredet habe, warum das nicht geht!
  • Freut Euch des Lebens, wenn ich Euch bei der Visite eröffne, dass Ihr heute heimgehen dürft!
  • Bedankt Euch bei mir und bei den Schwestern. Sehr gerne natürlich mit einer Schachtel Pralinen oder Keksen (Blumenstrauss interessiert mich weniger, Flasche Wein oder Scheinchen muss nicht sein), aber auch ein Händedruck oder zwei halbwegs nett gemeinte Worte reichen mir auch schon. Ehrlich gesagt, sind mir sogar ehrlich gemeinte Worte lieber als Bestechungsversuche.
  • Fragt bitte nicht alle fünf Minuten nach, ob „die Papiere schon fertig sind“. So einen Entlassbrief zu schreiben, ist nämlich manchmal echte Strafarbeit, und in der Regel hat man ja auch noch andere Sachen zu tun. Und wenn man dann am Freitag um siebezehn Uhr oder Heiligabend am fortgeschrittenen Nachmittag gerne heimgehen möchte und noch einen hohen Stapel von Entlassbriefen zu bewältigen hat, dann ist das eh schon frustriegend genug. Quengelnde und drängende Patienten (oder noch schlimmer: Angehörige) können einem da die Stimmumg ziemlich vermiesen.
  • …und vor allem denkt daran, dass wir alle auch nur Menschen sind. Wenn Ihr unbedingt glaubt, Euch beim Chef, beim Bürgermeister, Landrat, Ärztekammer, Gesundheitsminister, bei der Kanzlerin, beim Papst oder bei der UNO über mich beschweren zu wollen, dann könnt Ihr mir auch vorher selbst sagen, was ich falsch gemacht habe. Vielleicht kann ich es ja noch besser machen. Würde ich oft gerne, wenn man mir die Gelegenheit gibt.

So, aber jetzt muss ich weiter. Die Notaufnahme ruft. Und dann sind da noch stapelweise Entlassbriefe zu schreiben…

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