Medizin-Welle: IGEL besser verkaufen

Jetzt geht es in die Vollen. Google Wave wird zum Schauplatz für sogenannte spontane Medizin-Wellen, eine Art satirisches Rollenspiel für Medizin-Interessierte. Einer gibt eine Aufgabe vor. In 10-15 Minuten ist diese dann zu lösen. Thema heute: IGEL (Selbstzahlerleistungen) besser verkaufen.

Ich (Chefarzt) komme als Patient in eine allgemeinärztlich geführte Arztpraxis. Kranke Schwester ist eine Arzthelferin, die mir unbedingt eine IGELeistung aufschwätzen will. Ich versuche natürlich immer abzuwehren, weil ich ja nur eine Krankmeldung wegen meinem grippalen Infekt will. Zur Sicherheit darf die Arzthelferin nochmal die Top 10 der IGEL nachlesen.

Welle

  • Patient: Guten Morgen, mein Name ist Lampe, ich würden gerne einen Termin für die Sprechstunde machen. Ich bin so krank, habe Schnupfen und so …
  • Arzhelferin: Guten Morgen Herr Lampe. Termine haben wir leider keine mehr. Aber wenn sie Zeit mitgebracht haben können sie warten. Es wird allerdings ein wenig dauern.

  • Patient: Kein Problem, ich habe Zeit. Hier meine Chipkarte und die 10 Euro.
  • Arzhelferin: Vielen Dank. *rumtippen am PC, Karte einlesen* Hier ihre Karte und einmal die Quittung. Oh ich sehe gerade, wenn sie die Wartezeit verkürzen wollen, ich hätte noch einen Termin für eine Ultraviolettkopfhautbestrahlung.
  • Patient: Oh, nein, vielen Dank, ich habe eh so fürchterliche Kopfschmerzen. Ich gehe dann mal ins Wartezimmer.
  • Arzhelferin: Ja moment. Da ist diese Therapie genau das richtige für sie. Entspannt, regt die Durchblutung an UND fördert auch noch das Immunsystem und die Ausheilung von Erkältungen und grippalen Infekten.
  • Patient: Ehrlich? *anfieber* *schüttel* Ich glaube ich habe Schüttelfrost und mir ist übel. Hilft das auch dagegen? Aber das ist doch sicher teuer?
  • Arzhelferin: Teuer? Ich persönlich finde ja die Gesundheit ist das wichtigste Gut das wir haben. Da sollte man sich nur das beste gönnen. Bedenken sie die vielen Vorteile.
  • Patient: Nun ja, sie haben ja Recht. Und komm ich dann noch in die Sprechstunde? Ich meine, wegen der Krankmeldung, oder können sie die auch ausfüllen? Ist das ein IGEL?
  • Arzhelferin: In die Sprechstunde kommen sie dann natürlich auch noch. Müssen sie sogar. Ich darf ihnen nämlich keine Krankmeldung ausstellen, das muss der Chef entscheiden. Igel? Nun momentan noch, aber es laufen gerade Studien um die Therapie in die normalen Leistungen der Kasse einzubeziehen.
  • Patient: Das hört sich ja toll an. Auf Kasse, ja das Wort mag ich. Ich fühle mich wirklich so gut bei Ihnen aufgehoben. Meine Erkältung ist schon viel besser. Wann kann ich die Schleimhautbestrahlung machen lassen?
  • Arzhelferin: Wie gesagt wir hätten da noch einen Termin frei in ein paar Minuten. Allerdings ist es keine Schleimhautbestrahlung sondern eine Kopfhautbestrahlung. Um genau zu sein eine Ultraviolettkopfhautbestrahlung.
  • Patient: Prima, das ist ja wie im Solarium, das mache ich. Was haben Sie eigentlich noch für Selbstblech-Leistungen?
  • Arzhelferin: Selbstblechleistungen hört sich aber nicht sehr schön an. Wir betrachten das ganze mehr als individuelle Aufwendungen zur Gesunderhaltung. Also da haben wir so einiges im Angebot. Das richtet sich natürlich danach welche Beschwerden sie haben.
  • Patient: ja, also eigentlich wechseln die Beschwerden immer ab. Zur Zeit habe ich Schnupfen. Da nehme ich jetzt also die Ommenhautbestrahlung. Was nehme ich dann für meine Darmgrippe oder zur Vorbeugung für H1N1?
  • Arzhelferin: Gut, meine Kollegin bereitet dann schonmal den Therapieraum vor. Also gegen ihre Darmgrippe könnte ich ihnen unser Rohr Frei Komplett Paket anbieten. Bestehend aus Bio Würzgurken Extrakt Einläufen 2 mal wöchtentlich und dazu dann ein spezielle Ernährungsberatung zur Vermeidung von Durchfällen. Und zur Vorbeugung gegen H1N1 hätten wir eine wunderbare Therapie. 4 mal im Monat eine Spritze mit einer speziellen Eiweissvitaminmischung.
  • Patient: Tolle Sache. Sie haben wirklich für alles eine Antwort parat. Ich nehme dann sämtliche Leistungen in Anspruch. Sehr plausibel. Vielen Dank für das Gespräch …
  • Arzhelferin: Aber gern doch, ich bräuchte dann nur noch hier eine Unterschrift von ihnen …
  • Patient: Bitte, nehmen Sie auch ungedeckte Schecks? Oder Spielgeld?
  • Arzhelferin: Nein, wir schicken einfach eine Rechnung an ihre Krankenkasse und die fordert das Geld dann über ein Inkassounternehmen von ihnen ein. Hier dann einmal die Kopie des Behandlungsvertrages für sie. Und einmal der 5 Euro Gutschein für den RatzFatz Frisör. Sie können dann in Behandlungsraum eins gehen. Meine Kollegin wird die vorbereitende Rasur für die Bestrahlung vornehmen und der Chef ist dann gleich bei ihnen.
  • Patient: Toll, endlich eine Glatze. Tschüühhüüss …
Wer mitmachen will, bekommt eine Einladung zur nächsten Medizin-Welle
Bild: The Second Wave von rachel_thecat auf flickr.com, unter einer Creative Commons-Lizenz

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Artikel von: Monsterdoc

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