In der Öffentlichkeit gibt es wiedermal eine Diskussion um den Numerus clausus im Zusammenhang mit dem Medizinstudium. Endlich, kann man da nur sagen. Denn: Ein Ausnahme-Notendurchschnitt im Abitur macht noch lange keinen guten Arzt. Leider dauert diese Diskussion, mehr oder weniger intensiv, schon so lange an wie es den NC gibt.
Allerdings: So sehr ich für die Abschaffung des NC war und bin, so sehr bin ich auch davon überzeugt, dass der Wegfall des NC nicht die Probleme um den Ärztemangel in Deutschland löst. Ein eben approbierter Jungarzt entscheidet ja nicht vor seinem Studium schon, ob er danach ins Ausland gehen wird. Um junge Leute, die in Deutschland Medizin studiert haben, auch in deutschen Krankenhäusern und Praxen zu halten, braucht es mehr als die Abschaffung des NC. Dieses wäre nur ein erster Schritt, der allerdings, wenn er richtig gegangen würde, positive Wirkung auf die Jungmediziner in Deutschland haben könnte. Mein Vorschlag wäre deswegen ein
Duales Studium
einzuführen. Gemeint ist damit ein duales Studiensystem, wie es dies bereits in der freien Wirtschaft gibt, also büffeln und praktisch arbeiten. Im Falle der Medizin könnte das beispielsweise heißen, die ersten drei bis vier Jahre des Studiums sehr stark mit pflegerischer und organisatorischer Arbeit in Krankenhäusern zu verbinden. Allerdings sollten in diesem System die Medizinstudenten nicht im Stellenschlüssel der Pflege eingeplant werden. Auf diese Weise hätte man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen:
1. gäbe es mehr Arbeitskraft in der Pflege
2. studierten die künftigen Mediziner wesentlich näher an der Praxis, will heißen am Patienten
3. würde der elitäre Beigeschmack des Medizinstudiums durch Wegfall des NC und Aufwertung der pflegerischen Arbeit reduziert.
Harte Zwischenprüfung
Eine bestandene Zwischenprüfung nach drei oder vier Jahren dualem Medizinstudium könnte in so einem System die Qualifikation zur Fortführung des Studiums zum Arzt darstellen. Wer diese Zwischenprüfung nicht mit der Qualität besteht, die nötig ist, um weiter studieren zu können, könnte dann evtl. als höher qualifizierte Pflegekraft ausgebildet werden (Stationsleitung, Hygiene-Fachkraft, OP-Assistenz u.ä.) Das muss gar nicht negativ gesehen werden, denn so manch ein junger Mensch kann auf diese Weise feststellen, dass ihm die pflegerische oder organisatorische Seite mehr liegt als die ärztliche. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass auch das gesamte pflegerische Management eine Anpassung der Ausbildung an moderne Zeiten gebrauchen könnte.
Wer das Auswahlverfahren einer Zwischenprüfung diskriminierend findet, sollte sich fragen, wie diskriminierend ein Numerus clausus ist.
Streichen des Praktischen Jahres
Würde man dazu noch das letzte Jahr des Medizinstudiums (PJ) zu einem tatsächlichen Studienjahr machen und nicht, wie seit Jahren, zu einem Jahr der billigen Arbeitskraft, hätte man wiederum zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:
1. Frustabbau wegen Wegfall des ausbeuterischen Praktischen Jahres (hier bleibt nicht einmal Zeit zum Geld verdienen nebenbei)
2. Verlängerung der Ausbildung, ohne die eigentliche Studienzeit zu verlängern
Finanzieller Ausgleich
Mir ist klar, dass auf diese Weise die Ausbildung von Ärzten teurer wird. Allein die Bezahlung eines Assistenzarztes von Anfang an kostet Geld. Aber…
1. ist eine bessere Ausbildung in der Medizin sicher nicht zum Nulltarif zu haben und
2. könnten Krankenhausverbände einen Ausbildungs-Fond gründen und so einen kleinen Teil zur Ausbildung der Ärzte beisteuern. Immerhin würden gerade die Krankenhäuser von dieser Art der Neustrukturierung profitieren.