Weihnachtsfeier… da war doch was…

Tja, Freitag Abend also.
Ganz gegen meine Gewohnheit hab ich halbwegs pünktlich Feierabend gemacht, geduscht und dann… Wie heißt nochmal das Lokal und wann soll es losgehen? Also die Einladung gesucht. Mist! Hab ich wohl im Krankenhaus liegen gelassen. Also auf Station anrufen. Schwester Paula ist dran. Wir erinnern uns: Schwester Paula ist die einzige Kittelbiene (schöner Ausdruck übrigens: Hab ich hier gelernt), welche mit allen Ärzten grundsätzlich per sie ist.
Aber immerhin, sie verrät mir, wo die Party steigen soll.
Und wie ist die Kleiderordnung?
„Also wir werden uns schick machen!“ sagt Paula mit einem leicht herablassenden Nachdruck. Okay, dann werd ich mir halt wohl ein Sakko überwerfen.
„Und wann geht’s los?“
„Um sechs“
O Schreck, das ist ja schon gleich! Also rein ins Auto und durch Schneegestöber über spiegelglatte Straßen zum Ort des Geschehens geheizt. Da bin ich um kurz vor halb sieben der erste.
Gefrustet bestelle ich mir ein Bier.
Zeitgleich mit meinem Bier erscheint Jenny. Eine gefühlte Ewigkeit bestreiten wir mit peinlichem Smalltalk, bis dann endlich noch weitere Leute auftauchen und schließlich Kollege Kalle mit seiner optimistisch-jovialen Art im Mittelpunkt steht.
Das heißt, zumindest so lange, bis der Nikolaus auftritt. Immerhin ein richtiger Nikolaus mit Bischofsmütze und nicht so ein bezipfelmützer Riesengartenzwerg. Begleitet wird er von Knecht Ruprecht alias Schwester Paula, welche einen etwa hundertzwanzig Seiten langen gereimten Monolog vorträgt, in welchem jeder sein Fett wegkriegt, der Chef etwas weniger, wir Assistenzärzte dafür etwas mehr.
Jenny stupst mich von der Seite an.
„Kommste mit raus, eine rauchen?“
„Tut mir leid, ich rauche nicht!“
„Ooch, kannst doch trotzdem mitkommen…“
Den Spruch hab ich doch schonmal irgendwo gehört. Egal. Hauptsache einen Grund, Paulas Monolog zu entfliehen.
Draußen ist es bitterkalt. Jenny steckt sich zitternd ihre Fluppe an und ich lege ihr gentlemenmäßig mein Sakko über die Schultern.
Als wir zurückkommen, ist unser Hausmeister, Verzeihung, der Nikolaus schon dabei, aus seinem Sack die Wichtelgeschenke zu verteilen.
Ich kriege einen Kinogutschein.
„Haste wen, der mitkommt?“ fragt Jenny.
Ich schüttel den Kopf. Am liebsten würde ich natürlich Sarah mitnehmen, aber die ist heute gar nicht gekommen.
Na gut. Drei Stunden – und ungefähr zwanzig Bier – später teile ich mir mit Jenny ein Taxi nach Hause (die Straßen sind spiegelglatt und auch wenn es wahrscheinlich weniger als zwanzig Bier waren riskiere ich nicht gerne Leben oder Führerschein) und liege um halb zwei endlich allein im Bett.

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