Vierundzwanzig Stunden können verdammt lang sein.
Insbesondere dann, wenn es sich um einen vierundzwanzigstündigen Wochenend-Dienst handelt und um so mehr, wenn dieser Dienst auch noch unerwartet auf einen zugekommen ist.
Und wenn dann noch plötzlicher Wintereinbruch und Blitzeis dazu kommen, dann ist so eine Dienst-Nacht unbegreiflich lang, und spätestens beim fünften Mal wiederholen sich die Geschichten: Auf Glatteis gestürzt, mit der ausgestreckten Hand aufgekommen, Radiusfraktur an typischer Stelle. Die Jungs und Mädels im OP operieren wie am Fließband und alles was halbwegs stabil genug aussieht wird eingegipst und muss warten.
Natürlich knackt es nicht nur in den Handgelenken sondern auch am Fuß und auch zwei saftige Oberschenkelhalsbrüche hatten wir. Die Autounfälle hielten sich hingegen in Grenzen, zumindest was die in den Autos gesessen habenden Menschen angeht, die sind alle mit ein paar Schrammen davon gekommen, haben natürlich laut lamentiert und nach schriftlichen Zettel für ihre Anwälte verlangt, denn natürlich wird man auf Schmerzensgeld klagen und überhaupt… aber das ist nicht mein Problem.
Und dann rief morgens, kurz vor acht Sarah an und bedankte sich bei mir.
„Da hab ich ja wohl noch etwas gut zu machen!“ meinte sie.
Ich wurde am Telefon rot.
„…eigentlich sollte ich mich bei Dir entschuldigen!“ meinte ich.
Sarah lachte.
„Du meinst wegen der Silvesternacht? Vergiss es einfach! Geht mich doch gar nichts an, die Sache!“
Und sie lachte ein bittersüßes Lachen, welches mir einen Stich gab.
„Ich erkläre Dir alles!“ sagte ich.
„Nee, brauchst Du nicht.“
„Was hälst Du davon, wenn wir irgendwann mal nen Kaffee trinken? Ich meine, außerhalb des Krankenhauses natürlich!“
„Wenn Du meinst…“
Aber jetzt fallen mir die Augen zu. Ich brauche mein Bett. Und vielleicht vorher noch ne Tasse heißen Tee und ein knuspriges Brötchen mit Erdbeermarmelade, wenn möglich.