Der Countdown läuft: Am 30. Januar wollen mehr als 300 britische Skeptiker und Verbraucherschützer öffentlich eine “homöopathische Überdosis” einnehmen: Es sind ja nur Zuckerpillen – während die Hahnemann-Schamanen unverdrossen behaupten, dass die Kraft eben genau darin steckt.
Auch die freundlichen Skeptiker von der GWUP haben schon solche öffentlichen Demonstrationen gewagt. Zum Beispiel der Wahrnehmungsforscher Dr. Rainer Wolf, Mitglied im GWUP-Wissenschaftsrat. Im Skeptiker 3/2005 schilderte er seine diesbezüglichen Erfahrungen.
“Wie kann man die Wirksamkeit der Homöopathie mit einfachen Mitteln überprüfen? Wissenschaftlich ist dies nur mit extrem aufwändigen, umfangreichen Doppelblind-Tests möglich.
Es gibt aber auch andere Wege. Der Apotheker Ulf Mann berichtete in der Deutschen Apothekerzeitung (20/90, 1990), wie ihn sein Berliner Kollege M. Wiesenauer zu überzeugen versuchte: ‘Wenn Sie nichts von Homöopathie halten, dann schlucken Sie mal halbstündlich fünf Tropfen Cocculus D4. Stellen Sie aber einen Spucknapf bereit, denn Ihnen wird hundeübel werden!’
Der Effekt bei dem skeptischen Ulf Mann war gleich null – es hätte aber auch anders ausgehen können. Denn bekanntlich besteht die (einzige) Gefahr beim Schlucken darin, zu glauben, es habe Folgen, denn dann könnten Nocebo-Effekte zum Tragen kommen. Der Apotheker B. Bloesi wurde, so Mann, nach der Einnahme einer C1000-Potenz (!) von Cantharis (Lytta vesicatoria), die kein Wirkstoffmolekül mehr enthielt, fast ohnmächtig.
Ich habe 1996 diese beiden Homöopathika, denen gravierende negative Wirkungen bei Gesunden nachgesagt wurden, mehrere Tage lang getestet – ohne jedes Symptom.
Meine bisherigen Versuche, von Homöopathen verbindliche Aussagen über angebliche schädliche Nebenwirkungen von Hochpotenzen zu erhalten, brachten leider kein Ergebnis. Einer unserer Kandidaten der Würzburger PSI-Tests aber, Dr. Hans-Jürgen Fuchs, setzt nach eigener Aussage seit vielen Jahren regelmäßig homöopathische Mittel ein, die er für sich und andere als die richtigen ‘auspendelt’.
Auf meine Frage, ob er Homöopathika kenne, die bei Gesunden deutliche Nebenwirkungen zeigen, nannte er mir sofort Phosphorus C200 und Sulfur D1000 als hochwirksame Mittel, die jeden Gesunden für mehrere Tage arbeitsunfähig machen und ans Bett fesseln, ohne aber lebensgefährdend zu sein. Mittel also, die für einen “Knockout-Test” gut geeignet sein sollten.
In Gerhard Köhlers ‘Lehrbuch der Homöopathie’, Band 1 (Köhler 2004) stieß ich dazu auf folgende Hinweise:
- Sehr hohe C-Potenzen können schaden (S. 136).
- Phosphorus C200 kann zu einem Kreislaufkollaps führen (S. 55)
- Sulfur D1000 senkt die Körpertemperatur (S. 55).
- Zur Dosierung heißt es ganz allgemein:
4-6 Kügelchen täglich über mehrere Tage einnehmen (S. 133) und dabei langsam im Mund zergehen lassen (Band 2, S. 15).
Ich habe von meiner Apotheke die genannten Hochpotenzen besorgt, von allen drei Proben – zeitlich um Stunden versetzt – jeweils neun Kügelchen auf der Zunge zergehen lassen und fand sie sehr bekömmlich.
Gleiches berichtet Krista Federspiel, Co-Autorin von ‘Die Andere Medizin’ und Mitglied im GWUP-Wissenschaftsrat. Sie hat von jedem Mittel je vier Globuli an zehn Tagen eingenommen, auch vor laufender TV-Kamera.
Fünf weitere Personen der GWUP Wien (Gesellschaft für kritisches Denken) haben diesen “Knockout-Test” gleichfalls unbeschadet überstanden, ebenso mehrere Mitglieder des Wissenschaftsrates. Frau Federspiel schrieb mir: ‘Die Wiener Skeptiker haben inzwischen ihre Tests beendet – und sind alle noch arbeitsfähig. Die Globuli sind schmackhaft, allerdings zahlt man für den Kilo Milchzucker in der Apotheke weit über 100 Euro …’
‘Die Unwirksamkeit der Homöopathie lässt sich mit wissenschaftlichen Tests gar nicht nachweisen’, erwidern die Befürworter der Methode. ‘Denn die Schulmedizin schert doch alles über einen Kamm. Bei der Homöopathie dagegen erhält jeder Patient gegen seine Krankheit eine ganz individuell abgestimmte, meist hoch potenzierte Arznei mit ganz spezifischer Wirkung!’
Gibt es ein vernichtenderes Urteil über diese Behauptung als die Tatsache, dass man diese Mittel unter der Hand gegen beliebige andere Hochpotenzen oder gegen reine Milchzucker-Globuli austauschen kann, ohne den Behandlungserfolg zu schmälern?”
Link zum Thema:
- Die Kampagne 10:23
Homeopathy – There’s nothing in it