Gespräch von draußen

Schon wieder?
Nach dem letzten Erlebnis bin ich kritisch geworden, was Anrufe von draußen angeht.
Tagsüber ist es anders: Da sind es entweder Angehörige, oder Versicherungsvertreter… oder… oder Herr Müller. Müller? Welcher Müller?
“Kann ich kommen?”
“Ähem… wer sind Sie bitte?”
“Müller, Hans-Georg. Aus der Großflunkersdorfer Straße siebzehn in…”
“Momentmal, wo möchten sie hin kommen?”
“Ich spreche doch mit dem Krankenhaus, oder?”
“Richtig.”
“Ja, kann ich jetzt kommen?”
Unser Haus ist immer geöffnet. Vierundzwanzig Stunden am Tag, egal ob es stürmt oder schneit oder gerade Weihnachten ist. Aber das brauche ich ihm ja nicht unbedingt zu sagen, wenn er es noch nicht weiß.
“Worum geht es denn?”
“Ich… ich will aufhören!”
“Aufhören womit?”
“Mit dem Trinken!”
“Schön. Dann hören Sie auf damit.”
“Kann ich jetzt zur Entgiftung kommen?”
Also daher weht der Wind! Warum war mir das leichte Lallen in seiner Sprache nicht schon vorher aufgefallen?
Nun habe ich nichts gegen Alkoholiker, welche ernsthaft motiviert sind, von ihrer Sucht wegzukommen. Aber mit der Motivation ist das so eine Sache. Am fortgeschrittenen Nachmittag mit einer Flasche Wodka intus einen Depri-Hänger zu kriegen ist das Eine – nüchternen Kopfes entschlossen zu sein, sich ändern zu wollen das Andere.
Aber wir sind ein Krankenhaus.
Ein Krankenhaus der Akutversorgung. Wir dürfen niemanden abweisen, der bei uns Hilfe sucht.
“Also gut,” sage ich, “kommen Sie vorbei!”
Mit etwas Glück kommt er ja erst nach Feierabend. Dann hat Sarah Dienst. Und bei der habe ich noch etwas gut.

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