Irgendwie kann ich einen gewissen „Tom“ verstehen, der unlängst einen Artikel bei Welt-online wie folgt kommentierte:
„Zombies links, Vampire rechts? Schwachsinn! Ich hab keine richtige politische Meinung, bin erst 13, aber ich mag beide, besonders die Zombies. Welcher Idiot denkt sich denn politische Meinungen für die Monster aus?!“
Tja, da ist zum einen der englische Kulturkritiker Sam Leith, der diese These von den elitären Vampiren und den proletarischen Zombies in der Zeitschrift Prospect vertreten hat. Aber auch der Stern beteiligt sich an solchen wohlfeilen Blödeleien und schreibt in einer Rezension des neuen Douglas-Preston-Romans „Cult – Spiel der Toten“:
„Mehr Zombies braucht das Land! Weg mit all den Vampiren. Nieder mit den blaublütigen Parasiten, die ihre Herrschaft nur durch Aussaugen der niederen Klassen sichern können … Wir freuen uns auf den Aufstand der Zombie-Massen. Erhebt euch, Untote dieser Welt. Bald sind Wahlen in Nordrhein-Westfalen.“
Ah ja. Vorher ist aber noch der Starttermin von „The Wolfman“ (11. Februar). Viel mehr würde mich deshalb interessieren, in welche politische Kategorie denn dieses sabbernde Fellknäuel passt? Darauf hat zum Beispiel Die Welt eine Antwort:
„Offenbar gibt es auch eine Art dritten Weg: nicht nur den proletarischen Zombie und den elitären Vampir, sondern auch den engagierten Werwolf. Bei Stephenie Meyer ist dieser Werwolf Indianer und Naturkind qua Geburt – nicht Porschefahrer, sondern Abenteurer unter freiem Himmel, in Jack Wolfskin gewissermaßen … Wenn also der Zombie links ist und der Vampir rechts, dann ist der neue Werwolf grün.“
Grün also. Na, von mir aus. Meine Beziehung zu Werwölfen ist sowieso eher unterentwickelt. Ich weiß nur noch, dass mein allererstes John-Sinclair-Heftchen „Die Werwölfe von Wien“ (Band 45) hieß und dass in der kultigen SWR 3-Radiocomedy „Feinkost Zipp“ eine knurrende und kettenrasselnde „Frau Werwolf“ mitspielte.
Was ist eigentlich das Faszinierende am Werwolf-Mythos?
„Die Doppelgesichtigkeit, dieses Janusköpfige“, erklärt der Literaturwissenschaftler Uwe Schwagmeier. „In manchen Filmen ist es möglicherweise auch die Freiheit, die ausgelebte Triebhaftigkeit, das Unangepasstsein, das Leben ohne schlechtes Gewissen. Das ist ein anderes körperliches Erleben, das auch an Erotik gekoppelt sein kann.“
Also so wie in „Das Tier“, über den das „Lexikon des Horrorfilms“ indes bissig urteilt: „Ede Wolf und die drei kleinen Schweinchen finden wir da wirklich amüsanter.“
Was gibt es aus GWUP-Sicht sonst noch zum Thema Werwolf zu sagen? Wenig – außer dass im Hunsrück einer rumläuft. Jedenfalls wollen viele dort stationierte US-Soldaten schon mal einen Lykantrophen gesehen haben. In echt.
Darüber haben wir sogar schon mal gebloggt. Also einfach hier weiterlesen: „SKEPTIKER jagt Werwolf: The Morbach Monster“.