Liebe Jennifer, Du liebes Sturmtief,

Es ist kalt, sogar eiskalt draußen. Und Du bist daran Schuld. Es herrscht dichtes Schneetreiben und dabei Wind, so dass die gefühlten Temperaturen noch mal einige Grade kälter sind als sie tatsächlich sind. Kein Hund und vor allem kein Mensch geht vor die Tür, wenn er nicht muss. Die meisten liegen mit der Wärmflasche und Wollsocken in ihren Betten.
Ich sitze hier in meiner Notaufnahme und trage statt Arztkittel eine dicke Strickjacke. Normalerweise kommen die Menschen auch nachts sehr gerne zu mir, vor allem wenn sie keine Zeit haben tagsüber zum Arzt zu gehen, sich einsam fühlen, nicht schlafen können oder Angst haben eine schlimme Erkrankung zu haben. Normalerweise habe ich nachts in der Notaufnahme keine ruhige Minute. Heute kommen nicht mal die, die ansonsten keine andere Wahl haben, weil sie wirklich krank sind. Woran liegt das?
Insofern bin ich sogar ein bisschen dankbar, dass Du mir ein paar ruhige Stunden bescherst. Dennoch wünsche ich mir, dass Du uns nicht zulange heimsuchst. Irgendwann muss es ja auch mal Frühling werden. Aber drei Nächte darfst Du noch gerne bleiben, dann ist nämlich der Nachtdienst um.

Viele liebe Grüße,
Deine Nachteule.

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