Es ist ist spät am Abend und nach einem anstrengenden Arbeitstag sitzt Medizynicus auf dem heimischen Sofa und glotzt in die Glotze. Er hat sich ein Bier aus dem Kühlschrank geholt und noch eins und zappt lustlos von Sender zu Sender.
Überall nur Katastrophen.
Katastrophen über Katastrophen. Gibt’s eigentlich auch noch was Anderes als Katastrophen?
„…im Erdbebengebiet spielen sich tagtäglich erschütternde Szenen ab,“ sagt die Kommentatorenstimme mit dramatischem Unterton, „Es fehlt an Allem: Wasser und Nahrungsmittel, und natürlich an medizinischer Hilfe…“
Medizynicus nimmt sich noch ein Bier.
Medininische Hilfe?
Und dann überlegt er.
Was sinnvolles tun, Menschen helfen, Leben retten und so, das wollte er doch eigentlich immer schon mal tun. Also so richtig Leben retten und nicht nur an den Hypochondern herumdoktorn. Wäre das nicht eine Chance?
Außerdem hat er ja noch massig Resturlaub übrig vom letzten Jahr. Und in die Karibik, da wollte er immer schon mal hin.
Also, denkt sich Medizynicus, wenn sein Kumpel Hajo es schafft, auf den Mount Everest zu klettern, dann kann Medizynicus auch nach Haiti fahren.
Morgen früh sag ich’s dem Chef, denkt er, schaltet die Glotze aus und räumt die leeren Bierflaschen weg.