Mount Everest – Medizin Thriller (3)

Je näher der Abreisetermin rückt, desto nervöser werde ich. Im April 2010 werden wir nach Katmandu fliegen um dann nach einer längeren Akklimatisierungsphase den Mount Everest im Mai zu besteigen. Eifrig habe ich trainiert und meine sieben Sachen schon einmal vorbereitet. Rucksack, Ausrüstung, Steigeisen, Pickel, Medikamente. Mein Kopf ist voll, doch heute will ich den Schnee schlicht und einfach mal wieder alpin genießen. Ich starte in der Morgensonne in Richtung Skigebiet. Das Snowboard auf dem Rücken.

Wer mich kennt, weiß, dass ich im Leben die sogenannten Fettnäpfchen noch nie ausgelassen habe. Sollte das heute wirklich ein Ausnahmetag werden? Der frische Pulverschnee glitzert in der aufgehenden Sonne. Ich blinzle und denke an den Gipfel.

Um diese Zeit sind die Lifte noch leer, so kann ich ungestört meine Tiefschneespuren ziehen. Großer Vorteil als Einheimischer. Herrlich.

Gedanklich spielen sich “Krankheits-Szenarien” am Mount Everest ab. Neben Unfällen am gefährlichsten: Die Höhenkrankheit mit ihren Symptomen. Hirnödem, Lungenödem. Selbstverständlich kann diese auch den Arzt befallen. Geistige Umnachtung, Husten, Erbrechen, Schwäche … während ich vor mich hin philosophiere spüre ich plötzlich einen harten Schlag auf meinen Rücken …

Eine Skifahrerin hatte mich von hinten erwischt. Wir stürzen und schlittern die bucklige Piste hinab. Die Stöcke und Skier fliegen mir um die Ohren. Aua. Mein Helm schlägt hart auf. Als ich endlich liegen bleibe sehe ich Sternchen. “Bin ich schon auf dem Gipfel?”. Neben mir liegt eine Frau mit blonden langen Haaren. Sie sieht mich etwas seltsam an. Ihr linkes Bein ist möglicherweise verdreht. Es könnte gebrochen sein. Ich stehe auf. Mir geht es gut, zum Glück nichts passiert, ich schnalle mein Brett ab und eile zu der Verunglückten.

“Ist alles in Ordnung? Ihr Bein?”

“Es geht schon. Es tut mir Leid, dass ich sie umgefahren habe, ich … ”

Ich untersuche flugs die verunfallte Extremität.

“Ich bin zufälligerweise Arzt, Ihr Bein ist vermutlich gebrochen, es ist … ”

Ich stottere. Die Augen, die Haare, das Gesicht, das ist doch … nein, das kann nicht sein …, nein nicht hier …

“Hajo?”

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Artikel von: Monsterdoc

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