wochenendbeschäftigung

ok, eigentlich bin ich nicht so ein riiichtiger fan von blogstöckchen, aber beim hinterhersurfen bei den links meiner kommentatoren und -innen bin ich über diesen buchstapelstock gestolpert, der mir doch als lesefan sehr zusagt und den ich dann als wochenendbeschäftigung gleich umsetzen musste. andere stapel finden sich hier oder auch hier.
Das fördert doch so richtig […]

Ich lasse mich nicht gerne verarschen!

Schade, dass ich nicht zwei Köpfe größer bin.
Ich stemme die Hände in die Hüften und versuche, furchteinflößend wie möglich auszusehen.
“Also gut,” sage ich mit betont strenger Stimme, was mir aber nicht so recht gelingen will, “Was ist los?”
Der Patient liegt wie ein Häufchen Elend auf seinem Bett.
“Nichts ist los, Herr Doktor!”
“Was ist nichts?”
“Gar nichts, Herr […]

Vorsicht mit dem Erziehungsmittel “Aus-Zeit”

Ein kleines Kind in einer verfahrenen Situation mit einer “Auszeit” zu strafen, ist modern, aber oft nicht gut. Auch, wenn es Eltern und Kindern dazu dienen kann, sich zu beruhigen, sollte diese Methode nur mit Vorsicht angewendet werden. “Auszeit” ist ein Begriff aus Erziehungsprogrammen wie dem “Triple P” (positive parenting programm). Dabei trennen sich Bezugsperon und Kind für eine überschaubare Zeit, um wieder zu sich zu finden.

"So freundlich war noch nie jemand zu mir."

So freundlich wie wir alle sei in ihrem ganzen Leben noch niemand zu ihr gewesen, sagte sie gestern dem Tagdienst. Ein Kompliment für uns, das runtergeht wie Öl. Und das noch mehr als über uns etwas über ihr bisheriges Leben aussagt. Offenbar hat sie mit Menschen bisher keine guten Erfahrungen gemacht. Ob dies nun ein Grund für ihre Drogen- und Alkoholkarriere war oder umgekehrt, daß Verachtung und Abscheu vor ihr ausgespuckt wurden, das ist nicht so wichtig.

Ulf in IsoliermonturSie fühlt sich bei uns, wie fast alle PatientInnen im übrigen, sehr gut aufgehoben. Gelobt zu werden tut immer gut. Und es entschädigt. Entschädigt für so vieles:

  • Für das ständige Aufstehen, obwohl sie gar nicht konnte, zu schwach und zu benommen
  • Für die Riesensauerei, die entstand, als sie sich entzügig, schlaftrunken und vollgepumpt mit gewaltigen Mengen an Distraneurin, umdrehte und dabei den venösen Zugang, an dem ausgerechnet eine Blutkonserve hing, herausriß, so daß sich ihr Hepatitis-C-verseuchtes Blut und das der Konserve mit dem Urin des ebenfalls nicht mehr an Bestimmungsort verweilenden Blasenkatheters vermischt gut überall verteilt hatte
  • Für die Mühen, das angetrocknete und geronnene Blut irgendwie wieder zu entfernen (sehr schwierig so etwas!)
  • Dafür, daß das Bett, welches ich komplett beziehen mußte, sofort wieder schmutzig war, wie auch immer das kommen konnte nach der mühsamen Grundreinigung der benommenen und verwirrten Patientin

Warum bin ich, sind wir, nicht genervt von solchen Ereignissen?
Es kann uns alle treffen. Verwirrtheit, Demenz, Delirium. Mich hat es sogar mal erwischt: Im berühmten Sommer 2007, als ich nach meinem ersten Suizidversuch mit großen Mengen an Medikamenten abgeschossen wurde, besonders mit Tavor (für die SchweizerInnen: Temesta, für die Pharmafreaks: Lorazepam). Ich wollte die gnze Nacht duschen gehen, und irgendwann versuchte ich auf dem Stationsflur der Geschlossenen Sandburgen zu bauen. Ich sah den Sand! Doch er war nicht da. Und man war auch mit mir geduldig, denn ich konnte nicht anders.

Der kategorische Imperativ für die Pflege: Pflege Deine PatientInnen so, wie Du selbst mal gepflegt werden möchtest. Ohne Dich dabe so unprofessionell aufzuopfern wie meine Lieblingshaßfigur der Krankenhausserien, Schwester Stefanie.

Mir geht es nicht in erster Linie darum, zu helfen. Mir macht meine Arbeit einfach nur Spaß. Und ich möchte meine Arbeit einfach nur gut machen. Wie ein Tischler auch mit seinen Möbeln zufrieden sein will. Und wenn jemand diesem sagt: Das haben Sie aber gut hinbekommen, dann freut er sich. Genauso wie ich.

Und deshalb werde ich diese Patientin auch bei der nächsten Katastrophe noch anlächeln.

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Sucht. Sehnsucht. Und der Atem des Todes.

Ihre Leber ist völlig im Arsch. Lange hat sie nicht mehr. Jahrelange Alkoholbhängigkeit hat ihre ohnehin schon durch eine chronische Hepatitis C wegen früheren Heroinkonsums schwer malträtierte fast völlig zerstört. Sie muß mal recht hübsch gewesen sein. Nun sieht sie nur noch todkrank aus, alt und fertig. Dabei ist sie gerade erst neununddreißig geworden, ein gutes Jahr älter als ich.

Gerne sagen jetzt die Menschen "Selber schuld! Hätte ja nicht trinken müssen!"

Doch ist Sucht nicht so einfach. Sucht ist zwingend. Man MUSS trinken, spritzen, schnupfen, rauchen und so weiter. Hätte man gar nicht erst anfangen sollen? Im Prinzip schon. Nur- hinter jeder Sucht steckt eine Sehnsucht. Zum Beispiel nach Frieden vor den eigenen Gefühlen, die quälend sind, nach Betäubung vor der Welt, die feindlich ist.

Ntürlich kann man das auch anders lösen. Nur kommt da nicht jeder drauf. Besonders in einer Welt, in der viel trinken zu können immer noch als cool gilt. In der zwar Tabakwerbung verboten wird, aber nicht die für Alkohol. In der man in der Eisenbahn zwar nicht rauchen, aber saufen darf.

Eine Sucht kommt nicht von ungefähr. Und man kann auch nicht einfach aufhören. Denn die Sucht sitzt tiefer. Viel tiefer. Sehr viel tiefer als der eigentliche Entzug kommt.

Verurteilt die Süchtigen nicht. Die meisten würden gerne anders können.

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Seehofer – der geläuterte Patient

Der Initiator einer Sparkatastrophe
Horst Seehofer, jetzt Bayerischer Ministerpräsident, war von 1992 – 1998 der Bundesgesundheitsminister, der 1993 mit dem  Gesundheitsstrukturgesetz einen rigiden Sparkurs im Gesundheitswesen vor allem durch Druck auf die “Leistungserbringer” (Ärzte, Krankenhäuser, Therapeuten aller Art) einführte, den dann ja letztlich Ulla Schmidt zur Perfektion brachte.
“Ärztepack”
Seehofer zeigte sich damals vor allem den Ärzten gegenüber hart […]

Klinikbewertung in vier Dimensionen

Screenshot des neuen Bewertungportals, das Mitte des Jahres verfügbar ist
Eine Initiative privater Krankenhausträger entwickelt ein neues Internet-Portal zur Klinikbewertung. Das Bewertungsportal soll den Qualitätsvergleich ermöglichen und Mitte dieses Jahres nutzbar sein.
Ziel des Portals mit der Adresse www.qualitätskliniken.de ist es, Patienten und medizinischen Fachleuten die Suche eines geeigneten Krankenhauses zu erleichtern. Auch ermöglicht es den Qualitätsvergleich […]