Um mich herum die Dunkelheit des Dienstzimmers und der traumlose Dreiviertelschlaf einer Dienstnacht.
Düdelüdüt!
Aufschrecken. Gähnen. Nach dem Lichtschalter suchen.
Düdelüdüt!
Blick auf die Uhr: viertel nach drei. Das Diensthandy ist beim Lichtschalter Suchen zu Boden gefallen, düdelt immer noch und liegt jetzt außerhalb der Reichweite meiner vorderen Extremität.
Notgedrungen muss ich aufstehen.
“Ja?”
“Anruf von draußen!” grummelt der Pförtner, “Ich verbinde.”
Anruf von draußen, das ist entweder der Chef oder ein Hausarzt. Es war ein Hausarzt.
“Guten Morgen, Herr Kollege!”, flötet er, “Ich wollte nur sagen, daß alles in Ordnung ist!”
“Wie bitte?”
“Mit Herrn Schulze, den Sie gestern entlassen haben, mit dem ist alles in Ordnung!”
“Ja, und?”
“Ja, sie haben ihn netterweise gestern Abend um achtzehn Uhr fünfzehn entlassen und ihm gesagt, er solle auf jeden Fall noch beim Hausarzt anrufen. Das hat er auch getan, um neunzehn Uhr dreißig. Nun ist meine Sprechstunde zwar um neunzehn Uhr zu Ende, aber er hat mich halt zu Hause erwischt. Ich solle noch mal eben vorbeikommen. Die Frau Doktor aus dem Krankenhaus hat ihm nämlich gesagt, ihr Hausarzt würde auf jeden Fall heute Abend noch einmal vorbeischaun, um den Entlassungsbrief zu lesen. Ich habe ihn auf den Notdienst verwiesen, aber er meinte, es sei schließlich kein Notfall, da könne ich doch auch selbst kommen. Das habe ich dann auch getan.
Den Entlassungsbrief Ihrer Frau Kollegin habe ich gelesen. Eine schöne, lesbare Handschrift hat sie übrigens. Allerdings stand in dem Brief nichts verwertbares drin. Nichts, was ich nicht schon gewusst hätte. Vielen Dank also.”
“Okay…”
“Halt, das Wichtigste habe ich Ihnen ja noch gar nicht gesagt!”
Mein Gesprächspartner macht eine bedeutungsschwere Pause.
“Vorhin hat er übrigens noch einmal angerufen. Er habe wieder Bauchschmerzen. Ich bin hingefahren und kann Sie beruhigen: Es geht ihm gut und ich werde ihn nicht einweisen!”
“Vielen Dank…”
“….sollten die Schmerzen stärker werden, wird er sich natürlich melden…”
“Ja, ist schon in Ordnung…”
“Vielen Dank, Herr Kollege. Und Sie verstehen, warum ich angerufen habe?”
Die Lektion war ja wohl eindeutig.
Und morgen früh werde ich noch ein ernstes Wort mit Sarah sprechen müssen.