Hausgroße Riesenspinnen? Steinzeitmenschen im Kampf mit einem Dinosaurier? Raumschiffe, die einem Asteroidenschwarm ausweichen müssen? Rot leuchtende Laserstrahlen? Autos, die beim geringsten Aufprall explodieren?
Das waren nur einige der Themen des legendären GWUP-Filmquiz, das beim Publikumstag der Würzburg-Konferenz 2004 eine ebenso kuriose wie erfolgreiche Premiere feierte: “Science oder Fiction – Fakten & Fiktionen von King Kong bis Star Wars“.
Auch der “Hulk“ kam darin vor (am 23. Januar bei Sky Cinema) – eine Comic-Figur, hinter der sich der Atomphysiker Bruce Banner verbirgt, der eine kräftige Ladung Gammastrahlen abbekam und sich seither unfreiwillig in einen zweieinhalb Meter gr0ßen Koloss verwandelt. Entfernungen von mehreren Meilen legt der giftgrüne Riese problemlos springenderweise zurück – mit der unbändigen Kraft seiner Hulk-Muskeln.
Nun sind Comic-Autoren natürlich nicht dem Prinzip der Wissenschaftlichkeit verpflichtet. Und der Einsatz von Superkräften an sich bedeutet “in nahezu jedem Fall eine Verletzung der Naturgesetze und setzt den freiwilligen Verzicht auf Glaubhaftigkeit voraus”, wie der US-Physiker James Kakalios in seinem lesenswerten Buch “Physik der Superhelden” ausführt.
Aber gerade deshalb sind Comics, Comic-Verfilmungen und Science-Fiction-Filme im Allgemeinen wie kein anderes Medium geeignet, Wissenschaft zu einer obercoolen Veranstaltung zu machen – wie die Mit-Rater beim damaligen “GWUP-Filmquiz” hoffentlich bestätigen werden.
Wie war das nun mit dem “Hulk”?
Auch wenn seine explodierenden Muskeln bei jeder Verwandlung die Kleidung zerfetzen: Große Sprünge könnte auch der energiegeladene Grobmotoriker nicht machen.
Ein Floh hopst ohne Anlauf locker 50 Zentimeter hoch, also das 130fache seiner eigenen Länge. Beim gleichen Verhältnis von Körpergröße und Sprunghöhe käme ein Mensch knapp über den Kölner Dom drüber. Aber auch das schafft der beste Bodybuilder nicht. Die meisten Zeitgenossen sind froh, wenn sie über einen niedrigen Gartenzaun springen können.
Denn entscheidend sind die Anzahl der Muskelfasern und damit die Querschnittsfläche der Beine. Mit zunehmender Größe wächst die Masse eines Lebewesens wie das Körpervolumen, die Querschnittsfläche der Beine dagegen nur wie die Körperfläche.
Das bedeutet, dass die Muskelkraft der Beine ungleich langsamer wächst als die Körpermasse. Und umgekehrt mit kleiner werdender Körpermasse vergleichsweise schnell zunimmt. Kleine Lebewesen besitzen also bei geringerem Körpervolumen relativ große Muskelquerschnitte und können daher große Kräfte entwickeln. Große Tiere dagegen besitzen diesen Kraftüberschuss nicht. Beim Floh kommt zu dieser Tatsache noch ein besonderer “Sprungauslösemuskel” hinzu, den man sich wie eine zusammengedrückte Feder vorstellen kann und der dem kleinen Hüpfer blitzartig eine viel höhere Beschleunigung verleiht als einem Menschen.
Das größte wissenschaftliche Rätsel um den Hulk indes hat James Kakalios in seinem besagten Buch über Superhelden-Physik gelöst: Wieso sprengt jede Verwandlung Bruce Banners in sein monströses Alter Ego die gesamte Kleidung vom Hend bis zu den Schuhen – mit Ausnahme der Hose?
Im Comic wird einige Male angedeutet, Bruce Banners Hose bestehe aus “instabilen Molekülen“, die von Mr. Fantastic eigentlich für die hautengen Overalls der Fantastischen Vier erfunden worden seien. Dieser wundersame Stoff passt sich den Bedürfnissen seines Trägers an und kann nach Belieben schrumpfen oder sich ausdehnen.
“Jeder Chemiker kann Ihnen erklären, dass instabile Moleküle tatsächlich existieren”, schreibt Kakalios. “Es sind solche, die zerfallen, weil sie instabil sind.”
In Wahrheit behalte der unglaubliche Hulk seine Hose wegen einer Organisation an, gegen deren Macht selbst Gammastrahlung nichts ausrichten kann: die amerikanische Comic-Aufsichtsbehörde.
Zum Weiterlesen:
- Phil Plait’s Bad Astronomy: Bad Movies