Die MS-Gesellschaft hat die Liste der unterstützten Forschungsprojekten mit den Projekten der zweiten Hälfte 2012 ergänzt.1 Besten Dank an die MS-Gesellschaft für das pflegen dieser Angaben.
Mit diesen neuen Daten habe ich die letzte Auswertung mit den neuen Projekten ergänzt.
Auswertung Forschungsförderung
Die graphische Auswertung der unterstützten Forschungsprojekte von 2008 bis 2012 zeigt folgendes Bild:
Anzahl Forschungsprojekte nach Universitäten, 2008 – 2012
Unterstützte Forschungsprojekte nach Fachgebiet, 2008 – 2012
Auswertung
- Es wurden 130 Projekte unterstützt.
- Rund 6 Mio. Franken wurden in den letzten fünf Jahren für die Forschungsförderung ausgegeben. Die MS-Gesellschaft vergibt jährlich etwa 1.2 Mio. Franken.
- Ein unterstütztes Projekt erhält im Durchschnitt 46‘000 Franken.
- Die unterstützten Projekte wurden mehrheitlich an die Schweizer Universitäten vergeben. Etwa die Hälfte der Projekte wurde an die Universitäten Basel und Zürich vergeben. Die Aufteilung ist in der ersten Grafik dargestellt.
- Die MS-Gesellschaft hat zu über zwei Dritteln immunologische Forschung unterstützt, wovon 12 Projekte zur Mausforschung (EAE) gehören. Die zweite Grafik zeigt die Aufteilung nach Fachgebieten.2
- Die 130 unterstützten Projekte wurden auf 71 verschiedene Personen verteilt.
- 21 dieser Personen sind selbst im wissenschaftlichen Beirat (2013: 31 Mitglieder) vertreten, der diese Forschungsförderung vergibt.
- 48 unterstützte Projekte wurden von Professoren eingereicht.
- Die am stärksten geförderten Unis der letzten fünf Jahre sind:3
- Uni BS: Fr. 1.4 Mio.
- Uni ZH: Fr. 1.5 Mio.
- Uni GE: Fr. 1 Mio.
Die folgende Tabelle zeigt die Forscher mit drei und mehr Projekten:
Forscher |
Anzahl Projekte |
~Förderungsbetrag CHF3 |
Britta Engelhardt |
5 |
231‘000 |
Burkhard Becher |
5 |
231‘000 |
Danielle Burger |
5 |
231‘000 |
Ruth Lyck |
5 |
231‘000 |
Walter Reith |
5 |
231‘000 |
Adriano Fontana |
4 |
185‘000 |
Norbert Goebels |
4 |
185‘000 |
Patrice Lalive |
4 |
185‘000 |
Paul Grossman |
4 |
185‘000 |
Raija Lindberg |
4 |
185‘000 |
Renaud Du Pasquier |
4 |
185‘000 |
Tobias Suter |
4 |
185‘000 |
Andrea Huwiler |
3 |
138‘000 |
Cornel Fraefel |
3 |
138‘000 |
Jan Lünemann |
3 |
138‘000 |
Nanco van der Maas |
3 |
138‘000 |
Nicole Schaeren-Wiemers |
3 |
138‘000 |
Forscher, die seit 2008 drei und mehr geförderte Projekte haben. Die Veränderungen seit der letzten Auswertung sind gelb markiert und schräg geschrieben. Datenquelle: MS-Gesellschaft, eigene Auswertung.
Im Sinne von Open Data ist die Auswertung als Tabellendokument, wie schon seit Beginn, als Anhang verfügbar.
Projekte der zweiten Hälfte 2012
Die folgenden Grafiken zeigen die neu hinzugekommen Projekte der zweiten Hälfte 2012.
Anzahl Forschungsprojekte nach Universitäten, 2. Hälfte 2012
Neu unterstützte Forschungsprojekte nach Fachgebiet, 2. Hälfte 2012
Kohortenstudie (SMSC-Study)
Neben der Förderung einzelner Projekte, lässt die MS-Gesellschaft eine Kohortenstudie (SMSC-Study) durchführen. Die Kohortenstudie erfasst systematisch Daten von einer Gruppe von Patienten über einen längeren Zeitraum für gezielte Auswertungen. Diese Studie ist ein grosses, wichtiges und langfristiges Projekt. Im Forte 2/2012 Artikel (Seite 18) wurde über die Kohortenstudie berichtet. Die Kohortenstudie ist in dieser Auswertung nicht enthalten. Keine Zahlen zur Finanzierung und den Kosten sind bekannt. Im Artikel werden nur Grundsätze zur Finanzierung genannt.
Dank der grosszügigen Unterstützung durch die MS-Gesellschaft und ihr nahestehender Stiftungen kann die finanzielle Basis für dieses Grossprojekt für die nächsten 3 bis 5 Jahre sichergestellt werden, ohne die Dienstleistungen für MS-Betroffene oder die reguläre Forschungsförderung zu beeinträchtigen.
Im Geschäftsbericht 2012 der MS-Gesellschaft ist diese Studie nicht separat ausgewiesen. Die der MS-Gesellschaft „nahestehenden Stiftungen“ sind im Geschäftsbericht ebenfalls nicht erwähnt.
Die Koordination der Kohortenstudie erfolgt am Universitätsspital Basel.
Auf die Kohortenstudie werde ich in einem eigenen Artikel vertiefter Eingehen.
Fazit
Die Verteilung der Projekte auf die verschiedenen Universitäten und die einzelnen Personen ist ok. Inhaltlich ist die immunologische Forschung mit zwei Drittel der Projekte klar dominant. Die Immunologie ist der deutliche Schwerpunkt der geförderten Forschung der MS-Gesellschaft.
Weitere Informationen zur Kohortenstudie, wie Finanzierungsangaben, wären wünschenswert.
Aus Patientensicht würde ich mir wünschen, wenn die MS-Gesellschaft als Betroffenenorganisation die Prioritäten der Betroffenen in die Forschungsförderung klarer einfliessen lassen würde. Für Patienten relevante Fragestellungen, die sonst zu kurz kommen, sollten in der geförderten Forschung in erster Linie berücksichtigt werden.
-
Die Projekte der ersten Hälfte 2013 wurden angegeben. Diese werden im nächsten Artikel ausgewertet. ↩
-
Die Zuordnung zu den Fachgebieten habe ich aufgrund des Projekttitels vorgenommen. Eine Beschreibung oder Zusammenfassung der einzelnen Projekte stand mir nicht zur Verfügung. Ungenaue Zuordnungen sind deshalb wahrscheinlich. ↩
-
Unter der Annahme gleich grosser Projekte. ↩ ↩
Die Ärzte – Medizin-Talk im ZDF:
Wie der Name schon verrät, nicht Medizin-Info, sondern Talk – Unterhaltung ist angesagt. Folglich dachte ich, dass jeden Moment die Studio-Security mit den Zwangsjacken hereinstürmt, als die Ärzte und Frau Ballschuh mit einem Qi-Gong-Guru durch die Dekoration hüpfte. Aber Spass beiseite:
Absolut mit Vorsicht und Skepsis sind die populären Empfehlungen der Mediziner zu geniessen. Frau Ballschuh hat von Medizin keine Ahnung und die drei Mediziner möchten sich gern beim Publikum einschmeicheln. Dabei werden einige falsche und unseeriöse bis unverantwortliche Aussagen gemacht und falsche Empfehlungen gegeben.
Nur einige Beispiele: Der in einer Sendung eingeladene Kölner Orthopäde behauptete, dass jede Meniskusverletzung eine Indikation zur Arthroskopie sei. Falsch. In einer weiteren Sendung behauptet Dr. Kurscheid, dass ein Quentchen Alkohol nach dem Essen die Verdauung fördere. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn Frau Ballschuh mit kokettem Lächeln verkündet, dass unter anderem regelmäßiger Alkoholkonsum in tolerierbarem Masse Garant eines langen Lebens ist, so behaupt z. B. der renommieerte Gastroenterologe und Hepatologe Prof. Dr. Wolf Schmiegel, UNI Bochum, etwas ganz anderes.
Ebenfalls völlig überholt ist die Empfehlung, bei Calzium-Oxalat-Nierensteinen den Konsum von Milchprodukten zu reduzieren. Prophylaxe der ersten Wahl wäre hier die Verdoppelung, mindestens radikale Erhöhung der Trinkmenge angesagt. Davon jedoch kein Wort. Kalziumreduktion ist ein alter Ladenhüter aus der Zeit der Urologiepäpste Aken und Sökeland in den 70er Jahren. Heute sollte auch Allgmeinmediziner bekannt sein, dass nicht die Hyperkalzurie sondern die Hyperoxalurie für die Bildung von CaOx-Seinen verantwortlich ist. Kaalzium bindet sogar die Oxalsäure im Darm.
Ich habe mich an die Redaktion, an Frau Ballschuh persönlich und an Herrn Dr. Kurras per e-mail gewandt und darum gebeten, die von mir im einzelnen aufgelisteten und als Falschaussagen von mir näher beschriebenen und detailliert widerlegten Behauptungen zu korrigieren.
Es gibt bis heute keine Reaktion, keine Antwort, keine Korrektur in der Sendung.
Auch Fragen nach der Fortbildung, dem Abonnement und der Lektüre von med. Fachzeitschriften (Lancet, Deutsches Ärzteblatt, Sportmedizin usw.) in Bezug auf die drei “Experten” wurden nicht beantwortet. Mit einer weiteren Frage eines Zuschauers, ob man mit chronischer Hepatitis C einen Marthon laufen kann, schienen die Ärzte ebenfalls überfordert zu sein. Vor diesem Hintergrund bekommen die permanenten Aufforderungen von Frau Ballschuh, die Zuschauer mögen doch bitte per e-mail Ihre Fragen an das Team senden, einen zynischen Charakter.
Hier wird das Bild des Arztes in der Öffentlichkeit beschädigt, weil nicht zuletzt die Kritikresistenz und Ignoranz des gesamten Teams das Drehbuch schreiben.