Ein kleines Kind in einer verfahrenen Situation mit einer “Auszeit” zu strafen, ist modern, aber oft nicht gut. Auch, wenn es Eltern und Kindern dazu dienen kann, sich zu beruhigen, sollte diese Methode nur mit Vorsicht angewendet werden. “Auszeit” ist ein Begriff aus Erziehungsprogrammen wie dem Triple P (positive parenting programm). Dabei trennen sich Bezugsperon und Kind für eine überschaubare Zeit, um wieder zu sich zu finden. (Text: © Dunja Voos, Bild: © Maja Dumat, Pixelio)
Werkzeug für Eltern
Die Auszeit ist für viele Eltern und Kinder ein Ausweg aus einer wütenden Situation. In Elterntrainings wird dieses Werkzeug vermittelt. Wenn Eltern jedoch Schwierigkeiten damit haben, ihre eigenen Gefühle mit Abstand anzuschauen, ist die Versuchung groß, mit der Auszeit als Strafe einfach die eigene Wut abzureagieren. Sind die Eltern sehr autoritätsgläubig, dann vertrauen sie dem Trainer des Elterntrainings mehr als ihren eigenen Gefühlen und wenden die Auszeit an, obwohl sich sich selbst überhaupt nicht wohl damit fühlen.
Trennung von der Bezugsperson als fragwürdige Strafe
Für das Kind selbst bedeutet die Auszeit, von der Bezugsperson getrennt zu sein. Das Kind kann noch nicht verstehen, dass sein Verhalten und es nicht selbst als Person gestraft werden soll (wobei ich selbst diese künstliche Unterscheidung für unsinnig halte). Das Kind wird vielleicht vordergründig ruhig, fühlt sich jedoch herabgesetzt, zurückgewiesen und gedemütigt.
Der “Erfolg” ist nicht echt
So kann es passieren, dass hinter der Fassade des Erfolgs die Wut und Verzweiflung des Kindes wächst. Das schadet nur der Beziehung zwischen Mutter und Kind, so dass in der Folge angespannte Situationen häufiger vorkommen. Ist das Kind noch zu jung, um sich selbst beruhigen zu können und braucht es noch seine Bezugsperson, um die eigenen Gefühle zu regulieren, ist es mit der Auszeit absolut überfordert. Seine inner Not wird größer: Angst und Ohnmacht beherrschen nun das kleine Kind. Doch Gehorsam aus Angst ist nie ein guter Weg. Wer also die Auszeit anwendet, sollte das nie gedankenlos tun und immer auf die eigenen Gefühle achten. Die gute Beziehung zum Kind und das gute Gefühl bei Mutter und Kind sollte immer Vorrang vor “Erziehungstipps” haben.
Quellen:
Heidi Simoni:
Wie erleben und verstehen kleine Kinder Strafen?
Zeitschrift “undKinder” Nr. 80, Dezember 2007: 31–37
Thomas Gordon:
Die neue Familienkonferenz.
Kinder erziehen ohne zu strafen.
Heyne Verlag, München 2007