Kalle ist wieder da.
Er hatte ein paar Tage Urlaub gehabt, die sind jetzt vorbei. Und jetzt wirkt er fröhlich und erholt.
„Wie war’s?“ frage ich.
Kalle grinst.
„Danke, gut!“
„Aha?“
„Ich bin ein Neuer Mensch geworden!“
„Ähem?“
„Ja weißt Du… mein Leben hat sich verändert… auf eine grandiose Art und Weise… das kann man sich gar nicht vorstellen… Etwas Neues hat begonnen…. etwas Wunderbares!“
„Warst weg gewesen?“
„Nun ja… ein bißchen!“
„Skifahren?“
„Nein!“
„In den Süden geflogen?“
„Nö.“
„Sondern?“
„In Weißgottwohausen war ich.“
Weißgottwohausen ist bekanntlich die nächstgelegene Großstadt, unsere Metropole sozusagen, mit Uni und Uniklinik und allem, was dazu gehört. Es liegt eine gute Autostunde von Bad Dingenskirchen entfernt. Man kann auch die Regionalbahn über Sankt Anderswo nehmen, dann braucht man vielleicht anderthalb Stunden. Und abgesehen davon: Es gibt nun wirklich schönere Urlabsdestinationen als Weissgottwohausen.
„Auch gut. Hast Du Freunde besucht?“
„Nö.“
„Aha! Eine Frau?“
„Fehlanzeige!“
„Nu erzähl schon!“
„Du bist ziemlich neugierig.“
„Das gehört zu meinem Job.“
„Also gut. Treffen wir uns heute Abend? Bei Gepetto?“
Den Rest des Tages ist Kalle zu nichts mehr zu gebrauchen.
Er ist völlig aufgekratzt und überdreht, flirtet mit Schwester Paula und mit Frau Waffenschmidt und quittiert sogar einen Anschiss vom Chef mit einem Lächeln.
„Also, heute Abend um acht bei Gepetto!“ raunt er mir zu, als er ein paar Minuten überpünktlich von Station verschwindet.