Was wirklich geschah in dieser Nacht (Teil 2)

Jenny zieht mich an der Hand zum Hintereingang.
„Verdammt kalt hier!“ sagt sie zitternd.
Sie setzt sich auf ein Mäuerchen.
Ich setze mich neben sie. Sie drückt sich fest an mich und ich lege meinen Arm um sie.
Sie öffnet ihre Handtasche und nimmt ein Päckchen Tabak heraus und noch etwas. Sie dreht eine Zigarette und krümelt das Noch Etwas hinein. Als sie die Zigarette anzündet merke ich, worum es sich handelt.
„Du hast doch nichts dagegen, oder?“ meint sie grinsend.
Ich schüttel den Kopf. Sie gibt mir einen Kuss, inhaliert einen tiefen Zug und reicht mir das Ding. Ich fühle mich erinnert an irgendwelche Großen Pausen auf dem Schulhof, damals, lang, lang ists her.
Aber ich bin jetzt ein großer Junge und diese indische Hanfkräutermischung wird mich schon nicht umbringen.
„Unser Glück, dass Marvin den Türsteher kannte!“ sage ich, um irgendwas zu sagen.
Jenny lacht.
„Du meinst Tom? Och, der ist schon in Ordnung!“
Kann es sein, dass sie ein wenig rot wird? Kann aber auch Einbildung sein.
„Kennst Du ihn etwa auch?“
„Der hat mal bei uns gelegen!“
Hat Jenny mein leichtes Unbehagen gespürt? Jedenfalls lacht sie.
„Auf der Chirurgie, meine ich natürlich!“
„Was hat er denn gehabt?“
„Saftige Gehirnerschütterung, mehrere Prellungen und Platzwunden. Hast Du ihn damals nicht sogar genäht?“
Mir dämmert etwas. Da war mal wer. Zustand nach Schlägerei, oder so, natürlich unter Alkoholeinfluss. Noch in der Ambulanz hatte er von mir verlangt, ihm ein Attest für seinen Anwalt auszustellen damit er seinen Gegner wegen versuchten Mordes verklagen könnte. Habe ich ihm natürlich nicht gegeben und die… sagen wir mal etwas heftigere Diskussion war durch die beherzte Intervention meines Kollegen Kalle beendet worden.
„Ich glaube, ich erinnere mich…“
Jenny gibt mir einen richtig langen Kuss und ich ärgere mich darüber, dass unser lauschiges Vorglühen vorhin so unsanft unterbrochen wurde. Aber auch hier ist es idyllisch. Auf dem Boden liegt inzwischen eine zentimeterhohe flauschige, jungfräuliche Schneedecke und immer noch tänzeln Schneeflöckchen in der Luft.
Ich schaue auf die Uhr.
In einer gute halbe Stunde ist dieses Jahr zu Ende.
„Gehen wir wieder rein!“ sagt Jenny, drückt das illegale Rauchdingsda auf dem Mäuerchen auf und steht auf.
Wenn ich in dem Moment geahnt hätte, an welchem Ort wir beide wenig später das Neue Jahr begrüßen wurden…

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