Zu viele Medikamente für Kinder

Eine Studie des Markt- und Sozialforschungsinstituts infas verdeutlicht, dass Eltern ihren Kindern häufig zu viele oder falsche Medikamente verabreichen. Für die von der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände beauftragten Studie wurde zwischen März und Mai 2009 eine repräsentative Befragung von 3.200 Eltern mit Kindern unter 18 Jahren vorgenommen.

Demnach geben drei von fünf Eltern ihrem Kind mindestens einmal monatlich ein Medikament. Zudem erhalten 19 Prozent der Kinder vorbeugend Medikamente, etwa in Form von Nahrungsergänzungsmitteln.

„Ich glaube, dass manche Eltern ihren Kindern zu schnell Arzneimittel geben”, sagt der Vize-Präsident der ABDA, Friedemann Schmidt. Ergänzend fügt er hinzu: „Das Wissen über nicht medikamentöse Anwendungen hat in den letzten 20 Jahren deutlich nachgelassen.” Auch die infas-Studie zeigt, dass im Fall einer gewöhnlichen Erkältung nur 16 Prozent der Eltern auf Hausmittel wie Wadenwickel zurückgreifen.

Diese Entwicklung kann ich aus der Praxis nur bestätigen. Eltern denken bei Fieber ihrer Kinder erst einmal an ”Fieberzäpfchen!”. Und das möglicherweise ihne jeden Grund. Viele Eltern können trauen sich überhaupt nicht mehr zu zu beurteilen, wie gravierend das Fieber überhaupt ist.

Da kommen Eltern teilweise mit einem quietschfidelen Kleinkind mit Schnoddernase und erhöhter Temperatur (38°C) – meinen aber, das Kind habe hohes Fieber… 

Die Studie stellte übrigens weiter fest: Häufig wird sich auch zu unbedacht aus dem Arzneischrank bedient. 43 Prozent der befragten Eltern verabreichen Medikamente, ohne zuvor einen Arzt zu fragen. Zudem gibt es aktuell nicht genug Arzneien, die eine spezielle Behandlung von Kindern ermöglichen.

Zwangsläufig liegt der Anteil Kindern verschriebener Medikamente, die nur für Erwachsene geeignet sind, bei bis zu 20 Prozent, in Krankenhäusern sogar bei fast 60 Prozent. Der Kinderarzt Professor Wolfgang Rascher verdeutlicht die Konsequenz der auf dem Beipackzettel fehlenden Dosierungsempfehlung für Kinder: „Dann sitzt die Mutter am Küchentisch und teilt Tabletten mit dem Küchenmesser”.

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