Das Ende ist nah. Na endlich

Ich trage mich mit dem Gedanken, Jugger zu spielen. Muss mich endlich mal wieder mehr bewegen. Und so eine kettenschwingende Keilerei um einen Hundeschädel wäre vielleicht genau das Richtige.

Jugger? Ketten? Hundeschädel? Genau, das lässt zugleich eine gewisse Vorliebe meinerseits für knallige Endzeit-Szenarien erahnen. Denn die Entstehungsgeschichte der neuen Trendsportart Jugger ist recht „abenteuerlich“, schrieb letzten Sommer Der Spiegel:

 „Vorbild ist ein australischer Endzeitfilm aus den späten achtziger Jahren mit dem Titel ,Die Jugger – Kampf der Besten‘. Der Inhalt ist schnell erzählt: Nach einem atomaren Inferno gleicht die Erde des 23. Jahrhunderts einer Wüste. In dieser Einöde zieht eine Gruppe von Gladiatoren über die Dörfer und wetteifert in einem brutalen Spiel um Lebensmittel, Alkohol und Sex. Als Ball dient ihnen ein Hundeschädel, anstelle eines Tores gibt es das Mal. Auf diesen Stab muss der Läufer den Tierkopf aufspießen, ohne sich dabei von mit Eisenketten und -stangen bewaffneten Gegnern zur Strecke bringen zu lassen.“

Tatsächlich zählt „The Jugger“ zu meinen absoluten Lieblingsstreifen in Sachen Edel-Trash. Und warum auch nicht,

„… schließlich werden blühende Landschaften, übers ganze Gesicht strahlende Menschen und immerwährender Friede auf Erden auf Dauer etwas dröge“

schreibt Cinema in einer feinen Februar-Titelstory zum Revival des Endzeitfilms.

 Stimmt. Das wussten manche sogar schon vor mehr als 30 Jahren.

1977 brachte Ephraim Kishon sein Buch „Mein Freund Jossele“ heraus. Eine der Satiren darin heißt „Gefährlicher Friede“ und handelt vom Leiden der Hauptfigur Jossele an der global vorherrschenden Atomangst:

„Wenn man zur verlorenen Generation gehört, gehört man sozusagen einer Weltorganisation an. Früher einmal hat man sich gefragt, wie das alles enden wird. Wir Angehörigen der verlorenen Generation wissen es: mit einem großen Knall und einer pilzförmigen Rauchbombe, wenn die Atombombe fällt.“

Und wenn sie nicht fällt?, fragt Kishon daraufhin als Ich-Erzähler. „Das wäre Pech“, versetzt sein Freund Jossele:

„Aber vorerst darf man noch hoffen. Ohne diese Hoffnung wäre das Leben gar nicht mehr lebenswert. Wenn ich erst einmal anfangen muss, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was ich morgen oder gar übermorgen machen soll, oder wenn ich mir vorstellen müsste, als zahnloser Greis mein Ende abzuwarten, dann werde ich verrückt … Mit einem Mal werde ich im praktischen Leben stehen und einen bürgerlichen Beruf ergreifen müssen. Womöglich werde ich Kinder kriegen und einen Bauch … Grauenhaft. Wirklich grauenhaft.“

Ich kann mir nicht helfen, aber womöglich sagt diese kurze Humoreske mehr auch über heutige endzeitbewegte Apokalyptiker aller Couleur aus als die meisten wissenschaftlichen Abhandlungen zum Thema.

Diesen Monat erwartet uns übrigens das Post-Weltuntergangsspektakel „The Book of Eli“ (18.2.). Und sogar der unverwüstliche Rächer „Mad Max“ tunt sein 600-PS-starkes schwarzes Todeskommando für einen vierten Teil der infernalischen Saga vom endgültigen Super-GAU unserer Erde.

Darob frohlockt Cinema schon heute:

„Das Ende der Welt ist also nah. Und wir freuen uns darauf.“

Zum Weiterlesen:

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