…und wieder am Schreibtisch. Neben mir ein dampfender Becher Kaffee. Noch ein Schluck, ein sehnsüchtiger Blick aus dem Fenster, da funkeln ein paar Sonnenstrahlen durch den Schnee, aber nee, das geht mich nix an, also das Diktiergerät wieder in die Hand genommen und die Akte und weitergemacht. Wo waren wir stehen geblieben?
“…Anamnese?”
Okay, Anamnese.
“…Eine Anamnese ist nicht Erhebbar. Auf Ansprache antwortet er nicht. Bei Aufnahme sind keine Angehörigen anwesend…”
Der Patient wurde durch den Notarzt eingewiesen, und dieser hatte sich anscheinend schon wieder vertschüsst.
Stop, zurückspulen…
“…es erfolgte die stationäre Einweisung durch den von den Angehörigen alarmierten Notarzt…”
Untersuchungsbefund?
Ich war nicht dabei, aber ich kann mir lebhaft vorstellen, wie es war: Patient starrt mit halbwegs offenen Augen in die Gegend. Herz, Lunge und Carotiden kann man nicht so richtig beurteilen.
Lunge? Okay, wir könnten ihm ein paar Rasselgeräusche andichten, dann hätten wir da schonmal eine Diagnose. Oder besser gesagt: dann hätte ich eine Begründung dafür, dass Martin ihm Antibiotika verpasst hat obwohl im Blut keinerlei erhöhte Entzündungswerte zu finden waren.
Weiter im Text. Was ist mit den Untersuchungen?
EkG und Röntgen Thorax?
Ersteres ist völlig verzittert und nicht zu beurteilen, Letzteres eigentlich auch nicht da der Patient bei der Aufnahme nicht mitmachen konnte.
Also gut. Verpassen wir ihm halt eine Lungenentzündung, er bekam Antibiotika und Infusionen und das wars dann.
“…der weitere Verlauf gestaltete sich komplikationslos, so dass wir ihn in Ihre geschätzte hausärztliche Betreuung entlassen konnten. Punkt.”
Wird der geschätzte Hausarzt diesen Mist eigentlich jemals lesen?
Aber darum geht’s doch gar nicht. Worum es denn dann geht? Keine Ahnung. Strafarbeit für kleine Assistenzärzte.
Fortsetzung folgt.
….oder… neee, lieber nicht!
Zumindest heute nicht mehr.
Manchmal wünsche ich mir nichts mehr, als endlich wieder in die Notaufnahme gepiepst zu werden.