Die Verwaltung ist am Telefon.
Irgendwie habe ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn die dran sind. Also, was wollen sie von mir? Fehlt die Steuerkarte?
Müssen sie mir bedauernswerterweise mitteilen, dass ich eine Gehaltskürzung in Kauf nehmen muss oder gleich die Kündigung?
“Es geht um Ihre Überstunden!” sagt Frau Schuster.
“Ja?”
“Sie hatten einen Antrag auf Auszahlung gestellt…”
Nee, den Antrag hat der Chef gestellt. Jedenfalls hat der sich drum kümmern wollen, dass wir unser Geld kriegen.
Aber ist ja auch egal. Hauptsache, die Sache geht durch!
“Ja?”
“Leider können wir Ihrem Antrag nicht stattgeben!”
“Warum nicht?”
“Die angespannte finanzielle Lage unseres Hauses läßt es momentan nicht zu. Außerdem steht in Ihrem Arbeitsvertrag…”
“Das weiß ich, Frau Schuster. Aber unser Chef hat Ihnen doch mitgeteilt, dass der Freizeitausgleich bei unserer dünnen Personaldecke organisatorisch nicht durchzuführen ist?”
Am anderen Ende der Leitung bleibt es still.
Dann ein Räuspern.
“Sie bestehen also darauf, den Freizeitausgleich in Anspruch zu nehmen?”
“Aber ja… ich meine… es steht mir doch wohl zu, oder?”
“Nun, einige Ihrer Kollegen haben mit Rücksicht auf das Wohlergehen der Patienten verzichtet…”
“Entschuldigen Sie, aber die Patienten brauchen wache, ausgeschlafene Ärzte!”
Erneutes Räuspern.
“Wann möchten Sie denn Ihren Freizeitausgleich nehmen?”
Ist die Frage ernst gemeint?
Jetzt bin ich eine Sekunde lang baff.
“Ähem… wann… wann würde es denn gehen?”
“Am besten, Sie bauen Ihre Überstunden so schnell wie möglich ab. Nächste Woche?”
“Nächste Woche… da ist aber schon eine Kollegin in Urlaub!”
“Das macht nichts. Dann sage ich Ihrem Chef, dass die Abteilung die Woche lang ohne Sie beide auskommen muss. Also nächste Woche. Ich trage das dann ein!”
“Ähem… aber das geht wirklich nicht…”
“Machen Sie sich keine Sorgen! Wenn wir das so bestimmen, dann geht das klar. Also, einen schönen Urlaub wünsche ich Ihnen!”
Tja.
Und jetzt habe ich also nächste Woche frei und keine Ahnung, was man mit der freien Zeit anfangen könnte….