Wenn Politiker ins Plaudern…äh …ich meine natürlich ins „Talken“ geraten, dann können dabei auch schon mal ganz logische Dinge rauskommen: „Wenn es mir nicht gelingt, ein vernünftiges Gesundheitssystem auf den Weg zu bringen, dann will mich keiner mehr als Gesundheitsminister haben.“ Ganz gleich wie man zu den politischen Zielen von Dr. Rösler steht – sein Statement bei Beckmann ist doch vom Prinzip her irgendwie einleuchtend: Die Ministerkarriere bekommt einen gehörigen Knick, wenn er den Job vermurkst.
Ich greife mir vorsichtshalber aber noch ein Beispiel aus dem normalen Leben, damit ich den komplizierten Zusammenhang – schließlich geht es hier um Gesundheitspolitik – auch wirklich richtig verstehe. Also stell ich mir vor, Dr. Rösler wäre gar kein Gesundheitsminister sondern ein Kantinenkoch: „Wenn es mir nicht gelingt, ein vernünftiges Mittagessen auf den Tisch zu bringen, dann will mich keiner mehr als Küchenchef haben.“– Na, wenn das nicht logisch ist! Das Küchen-Beispiel lässt mich aber nun gar nicht mehr los – da gibt es ja noch viel mehr Parallelen…
Wagen wir doch einen Blick in Dr. Röslers Gesundheitsküche: Puh, man sieht ja erstmal gar nichts. Ist das etwa alles nur heißer Dampf? Erstmal die Dunstabzugshaube anschalten. „Herr Rööösler? Sind Sie da?“ Von nebenan hören wir Geräusche und eine Stimme ruft: „Momentchen…ich bin in der Ärztekammer!“ Dann geht eine kleine Tür auf und Kantinenchef Rösler kommt uns mit gewohnt freundlichem Lächeln entgegen. „Herzlich Willkommen in meinem Küchenkabinett!“
Herr Rösler nimmt uns an die Hand und führt uns zur großen Kochstelle der Gesundheitspolitik. „Eigentlich ist das ja ein Krankheitsherd“, erklärt der Küchenmeister, „aber keine Sorge, damit kenne ich mich aus.“ Er sagt das so, dass wir ihm das auch glauben – auch wenn es auf dem Herd etwas chaotisch aussieht: Es brodelt anscheinend schon eine ganze Weile an allen Ecken. Hier kocht die Opposition hoch, dort schäumt immer wieder der Koalitionspartner über. Doch Herr Rösler bleibt gelassen: „Das Meiste schmort hier sowieso schon seit der letzten Legislaturperiode vor sich hin. Helfen Sie mir mal!“ Gemeinsam wuchten wir einen riesigen Topf mit Gesundheitsfond aufs Feuer. Rösler probiert vorsichtig und verzieht das Gesicht: „An Ullas Brühe müssen wir aber noch mal ran!“
Während unser Küchenchef eifrig im Gefrierschrank kramt, zeigen wir Initiative und sortieren ein paar Fettnäpfchen. „Haben Sie eigentlich ein Rezept, Herr Rösler?“ – „Och, ich hab da schon ein paar Ideen“, verrät der Koch und balanciert vorsichtig eine undurchsichtige Schüssel vor sich her. „Oh, eine Kopfpau-Schale!“ entfährt es uns. „Nein, einkommensunabhängige Beiträge, die sozial ausgeglichen werden!“ verbessert uns der Fachmann für gesunde Küche und lässt festgefrorenen Arbeitgeberanteil sanft in die Schüssel gleiten. Ja, okay, das mit dem Küchenlatein lernen wir schon noch. „Und wie wollen Sie das jetzt genau ausgleichen?“ Herr Rösler deutet mit einem vielsagenden Blick auf einen edlen Kessel ganz oben im Küchenregal und raunt: „Dazu müsste ich was aus dem Steuertopf abschöpfen.“
Herr Rösler hält uns aber schon mal einen Löffel hin. „Probieren Sie das doch bitte mal. Mögen Sie das etwa so wie es jetzt ist?“ Schmeckt wirklich herb, und die neuen Geschmackszusatzbeiträge stoßen einem sauer auf. Irgendwas erinnert aber auch an Schmankerlküche. „Ja, sehen Sie,“ brummelt Rösler, „das liegt bloß daran, dass mir mein bayrischer Kollege ständig in die Suppe spuckt.“ Iiieeh…na, vielen Dank! Aber wir geben unserem Küchenchef recht. Es ist hohe Kochkunst, eine Gesundheitsreform zu kreieren, die leicht verdaulich ist und obendrein allen schmeckt. Für eine elementare Zutat in der Gesundheitsküche wird es allerdings langsam Zeit – egal ob man nun Küchenchef oder Bundesminister ist: Butter bei die Fische!