Gesundheitskarte – die Fronten klären sich

Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) nimmt Fahrt auf. Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) drängt auf einen raschen Basis-Rollout der eGK in Nordrhein und in weiteren Regionen. So jedenfalls berichtet die Ärztezeitung in einem Bericht von heute.

Die elektronische Gesundheitskarte ist immer wieder wegen der Sorge um die Datensicherheit im Gespräch. Doch die eigentlichen Risiken liegen gar nicht in der Karte. Das zeigte eine Diskussion am 4. Europäischen Datenschutztag in Berlin. Datenschützer, Vertreter der Bundesärztekammer, Verbraucherschützer und selbst ein Vertreter des Chaos Computer Clubs sind sich recht  einig: An der Datensicherheit ist bei der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und der dahinter liegenden Telematikinfrastruktur zur Vernetzung aller Beteiligten im Gesundheitswesen kaum etwas auszusetzen. Selbst der Chaos Computer Club (CCC) scheint der Karte mitlerweile einiges abzugewinnen: “Die Kryptografie ist relativ vernünftig gemacht”, sagte Felix von Leitner vom CCC Berlin. Allerdings seien die Anforderungen an die eGK nicht widerspruchsfrei. “Wer sagt, die Gesundheitskarte sei ein technisches Risiko, stellt die Tatsachen auf den Kopf”, so Bartmann. Auch Datenschutzbeauftragte, Patientenvertreter und  ein Vertreter des Chaos Computer Clubs lobten das Sicherheitskonzept der Karte.

“Der Zugriff auf die Patientendaten ist nur im Zusammenspiel der eGK und des elektronischen Arztausweises möglich. Der Schlüssel zur Sicherheit ist dieses Zwei-Schlüssel-Prinzip”, sagte Dr. Franz-Josef Bartmann, Vorsitzender des Ausschusses Telematik der Bundesärztekammer und Kammerpräsident in Schleswig-Holstein, bei einer Veranstaltung zum 4. Europäischen Datenschutztag, der unter dem Leitthema Datenschutz im Gesundheitswesen stand.

Die freiwilligen Anwendungen der eGK sollen dabei auch freiwillig bleiben. “Ich beabsichtige auch nicht, hinsichtlich der medizinischen Anwendungen eine Verpflichtung für Leistungserbringer zu schaffen.” So wird der Bundesgesundheitsminister zitiert. Das stand das aber auch nie zur Debatte: es gab nie eine Verpflichtung eines Patienten, an eine der freiwilligen Anwendungen teilzunehmen.

Die paralell zur eGK entwickelten Insellösungen aber auch die neuen elektonischen Patientenakten von Microsoft werden nun als sicherheitstechnisch problematisch wahrgenommen. Das eigentliche Risiko liege derzeit in den Insellösungen, die in manchen Arztnetzen aufgebaut würden, bei denen “der Datenschutz oft gar keine Rolle spielt”. Erst vor kurzem habe er auf einer Konferenz wieder gesehen, wie bei der Vernetzung vorgegangen wird. “Stecker rein, fertig. Die Daten gehen auf einen externen Server im Vertrauen, dass schon alles seine Richtigkeit hat”, sagte Bartmann weiter. Das Recht zur informationellen Selbstbestimmung des Patienten komme häufig überhaupt nicht zum Tragen.

Quellen:

Minister Rösler setzt auf zügige Ausgabe der elektronischen Gesundheitskarte

Rösler drückt bei der Karte aufs Tempo

Ärzte sind mit Gesundheitsdaten oft zu sorglos

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