Ich bin nicht so der Karnevalist. Ich bin lieber ganzjährig so, wie ich sein will und nicht dann, wenn ich nach irgendwelchen Traditionen und überkommenen Gebräuchen darf oder gefälligst soll, daß ich mir die Hörner abstoße und den Rest des Jahres fein brav bin. In der Fünften Jahreszeit darf das angepaßte Volk auch mal vom Unangepaßtsein träumen und sich daneben benehmen, Scherze treiben, die sich nur mit einem Alkpegel nahe der Intensivpflichtigkeit ertragen lassen und vor allem: Feiern bis zum Reihern.
Rosenmontags morgens um elf werde ich in der Regel schon von völlig besoffenen Möchtegernnarren angepöbelt, die zwei Tage später schon wieder brav in ihrem Büro irgendwelche langweiligen Akten stapeln und sich über saufende und pöbelnde Punks mokieren werden. Am Aschermittwoch stinkt der ganze Prinzipalmarkt nach Pisse und Kotze. Widerlich. Aber die Freiheit, die sich die brav auf Kommando fröhlich seienden Karnevalisten zu nehmen glauben, besteht aus Fröhlichkeit auf Kommando, saufen auf Kommando, schunkeln auf Kommando und so weiter.
Nicht mit mir. Zahme Vögel singen von Freiheit, wilde Vögel fliegen.
Naja. Leben und sterben leben lassen.
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