Der erste Arbeitstag nach dem Urlaub ist wie der Mega-Hangover nach einer wilden Party: Man fühlt sich gerädert, hat Kopfschmerzen und den ganzen Tag lang schlechte Laune.
In der Frühbesprechung schon geht das los: da fehlen einige Gesichter. Der Oberarzt lässt sich entschuldigen, er ist im Schnee stecken geblieben und kommt etwas später. Chef ist gut gelaunt und souverän wie immer: Er hat Kalle für diese Woche zum Überstunden abfeiern in Urlaub geschickt, berichtet er. Okay, Kalle hat’s wirklich verdient.
Aber wo ist Sarah?
Sie ist nicht aufgetaucht.
Niemand weiß etwas, auch der Chef nicht.
“Na, vielleicht kommt sie ja später noch!” sagt er.
Aber sie kommt nicht. Irgendwie beunruhigend die Sache.
Chef denkt laut darüber nach, Kalle aus dem Urlaub zurückzuholen, was ich aber vehement zu verhindern weiß.
“Wir kommen schon zurecht, Herr Chefarzt!”
“Wirklich?”
Nee, natürlich nicht. Aber erstens bin ich kein Kollegenschwein und zweitens wird Kalle mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht ans Telefon gehen, wenn das Krankenhaus anruft. Mir wird so oder so nichts anderes übrig bleiben, als mich in den nächsten Tagen mit Martin Bückling zu arrangieren, dessen dümmlich grinsende Visage ich in meinen wildesten Phantasien gerne…. lassen wir das, die Phantasien sind nicht zitierfähig.
“Ich habe übrigens den Dienstplan gemacht,” sagt er zu mir und grinst noch fieser als sonst, “liegt in Deinem Postfach!”
Nein Danke, hab schon genug Ärger für heute. Also rauf auf Station. Frühstück fällt aus, die Schwestern haben alle Brötchen alleine aufgegessen und Kaffee ist auch keiner mehr da.
“Kommt wer mit auf Visite?”
Keine Schwester greifbar. Keine Ahnung, wo die alle stecken.
Schlechtgelaunt schiebe ich das Wägelchen mit den Patientenakten auf den Flur und baue mich vor der Tür des ersten Krankenzimmers auf. Ich schlage die erste Akte auf.
Was ist denn das?
Lauter, neue, unbekannte Namen. Das wird noch ein langer Tag!