Eben bin ich in einem Dokument über “Das Lernen lernen” von Wolfgang Pohl auf folgendes Zitat gestoßen: “Sage es mir, und ich vergesse es; zeige es mir, und ich erinnere mich; lass es mich tun, und ich behalte es.” (Konfuzius). Keine Frage, dass das stimmt, deshalb pochen ja auch so viele auf ein praxisnahes Medizinstudium und fast alle Universitäten richten Skills-Labs ein.
Trotzdem gibt es natürlich jede Menge Faktenwissen, das sich leider alleine durch praktische Beispiele und selbstbetreute Patienten nicht merken lässt. Die Patientenfälle können höchstens als Aufhänger dienen, um sich leichter an bestimmte Einzelheiten zu erinnern.
Je nach Lerntyp lernen viele mit Notizzetteln und Karteikarten. Wenig verbreitet ist allerdings das 5-Fächer-Karteikasten-System, das unter lernpsychologischen Aspekten super effektiv ist. Es kostet eben ganz schön Überwindung, die einmal angelegten Karteikarten auch nach einem bestimmten System abzuarbeiten. Wenn man aber weiß, dass unsere grauen Gehirnzellen tatsächlich alles nach einem bestimmten Muster merken, sollte man sie doch möglichst darin unterstützen!
Wenn es also vor allem um Faktenwissen geht, weniger um Zusammenhänge, eignen sich die Karteikarten sehr gut. Als Beispiel fallen mir Leitsymptome (Fieber) und mögliche Differentialdiagnosen ein (sortiert von häufig bis selten), Pharmaka und ihre Kontraindikationen, Arzneimittel und ihre Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln. Auch Aminosäuren, biochemische Strukturformeln und viele weitere Themen eignen sich hervorragend.
So geht’s:
Den Karteikasten könnt ihr kaufen, selbst basteln oder auf ein elektronisches Lernkartenprogramm zurückgreifen. Wichtig ist, dass die Fächer unterschiedlich groß sind! Vorne das kleinste, hinten das größte. Alle neuen Karteikarten kommen in das erste Fach. Fach eins wird jeden Tag bearbeitet. Ist die Antwort richtig, wandert die Karte in das zweite Fach, ist sie falsch, bleibt die Karte im ersten Fach. Die nächsten Fächer werden erst dann bearbeitet, wenn sie voll sind! Wieder nach dem gleichen Prinzip. Antwort falsch? Karte ins Fach davor. Antwort richtig? Karte ins nächste Fach. Der Witz dabei ist, dass die Lernabstände immer größer werden und das Wissen immer dann wieder verstärkt wird, wenn es zu verblassen droht.
Wenn eine Karte einmal durch alle fünf Fächer gewandert ist, vergisst man den Inhalt wohl nicht mehr. Hm, ob das stimmt? Ich würde am Ende die Karten aufheben, von denen ich annehme, dass ich sie für den Berufsstart wieder brauchen könnte, die anderen aussortieren. Strukturformeln braucht man nicht mehr unbedingt auswendig parat haben, die kann man im Zweifelsfall nachschauen. Dagegen Leitsymptome und die wichtigsten Differentialdiagnosen sollte man für das jeweilige Fach kennen, ebenso alle wichtigen und häufig verordneten Medikamente mit Indikation und Kontraindikation.
Der Gymnasiallehrer Wolfgang Pohl empfiehlt, nur das auf Karteikarten zu schreiben, was ihr in einem Jahr noch wissen wollt.
Und wenn alle Karten abgearbeitet sind bzw. das Physikum oder das Hammerexamen bestanden ist, bietet sich die Karteikartenschlacht an, hier eindrucksvoll vorgeführt:
Das löst Muskelverspannungen und Knoten im Gehirn. Die Studentin schreibt dazu:
“Karteikartenschlacht: Warum immer nur die Karten sortieren? Viel mehr Spaß macht es doch sich bei eintretendem Lernfrust damit zu beschmeißen. Alternativ kann man auch einen Karteikarten-Tanz aufführen!”
Mehr Fotos lernenden Medizinstudenten gibt es unter Fotowettbewerb: So lernen Medizinstudenten
Viel Spaß beim gegenseitigen Bewerfen! (was mit elektronischen Karteikarten leider nicht geht)
(Uli)
Anregung und Quelle: http://www.pohlw.de/index.htm